Trend der Reisebranche: Frühbucher statt Last Minute
Berlin (dpa/tmn) - Last-Minute stand für billigen Urlaub auf den letzten Drücker. Doch die Zeit der späten Schnäppchen ist vorbei. Die Reiseveranstalter locken zunehmend mit Frühbucherrabatten. Wer dieses Jahr noch günstig in die Sonne will, hat deshalb schlechte Karten.
Koffer packen und für wenig Geld spontan in die Sonne: Das war lange Zeit der Traum jedes Last-Minute-Reisenden. Doch wer derzeit hofft, dieses Jahr noch zum Schnäppchenpreis buchen zu können oder sogar die Silvesterreise kurzfristig für wenig Geld zu bekommen, könnte enttäuscht werden. Denn schon seit einiger Zeit versuchen die großen Reiseveranstalter ihre Kunden genau zum Gegenteil zu erziehen: Mit hohen Frühbucherrabatten belohnen sie möglichst frühzeitiges Buchen.
Der Erfolg gibt ihnen Recht. „Die Leute buchen ihren Urlaub immer früher“, sagt Daniela Sauerwald von der Rewe-Pauschaltouristik (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg). „Die Zeit der Resterampe ist vorbei“. Auch bei Marktführer Tui hat man das beobachtet. „Der Frühbuchertrend setzt sich seit Jahren fort und der Anteil ist stetig gewachsen“, erklärt Sprecherin Anja Braun. „Die Reiseveranstalter haben ihr Angebot an Last-Minute-Reisen in den vergangenen Jahren deutlich reduziert“, bestätigt Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV). Nur wenig Verschiebungen beobachten dagegen der Thomas-Cook-Konzern, der mit Bucher einen ausgewiesenen Last-Minute-Veranstalter besitzt, sowie der Last-Minute-Anbieter L'Tur, an dem Tui Anteile hält.
Früher kauften die Veranstalter oft weit im Voraus riesige Zimmer- und Flugkontingente ein. Was nicht regulär über den Ladentisch ging, wurde in letzter Minute zu günstigen Preise unter das Volk gebracht. Doch die Veranstalter sind vorsichtiger geworden, haben ihre Kapazitäten teilweise deutlich reduziert. Und sie versuchen, die Reisenden zu einer möglichst frühzeitigen Buchung zu animieren. Das bietet ihnen Planungssicherheit.
„Dafür bedanken sich die Reiseveranstalter bei ihren Kunden mit vielfältigen Frühbucherrabatten, bei denen bis zu 30 Prozent gespart werden können“, sagt DRV-Sprecherin Zeuch. Da kann in der Regel kein Last-Minute-Preis mithalten. „Klar kann man auch mal ganz kurzfristig ein Superschnäppchen machen. Aber die Preise im Frühbucherzeitraum sind auch Last Minute kaum zu toppen“, sagt Tui-Sprecherin Braun. Und selbst gegenüber den regulären Preisen kann das Buchen auf den letzten Drücker nach Beobachtung des DRV nicht immer punkten: „Last Minute bedeutet nicht immer, dass die Reise günstiger ist als das Katalogangebot“, so Zeuch.
Vor allem 2011 war kein Last-Minute-Jahr. „Frühbuchen lag im Trend wie lange nicht“, sagt Braun. Man habe den Frühbucheranteil in der Sommersaison um sechs Prozent steigern können. Damit hat fast jeder zweite Tui-Kunde seine Urlaubsreise frühzeitig gebucht. Gleichzeitig sind die kurzfristigen Buchungen um sechs Prozent gesunken.
Trotz des Rückgangs: Last-Minute-Reisen wird es immer geben, darin sind sich alle Experten einig. Viele Reisende können berufsbedingt nicht weit im Voraus buchen. Und: Schnäppchenjäger werden weiterhin auf den niedrigen Preis auf den letzten Drücker hoffen. „Die Veranstalter wollen allen etwas bieten“, sagt Nina Kreke, Sprecherin von Thomas Cook und Neckermann. Das sieht man beim Last-Minute-Reise-Veranstalter L'tur natürlich genau so: „Es entspricht nicht dem Zeitgeist, sich schon ein Jahr vorher festzulegen, wann und wohin ich verreise“, sagt Sprecherin Nina Meyer, die von Zuwächsen im vergangenen Jahr berichtet.
Doch wer über Weihnachten noch auf das große Schnäppchen hofft, dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit bei den meisten Reiseveranstaltern Pech haben. „Die Nachfrage ist zum Jahreswechsel traditionell groß, und die meisten Angebote sind daher eher nicht preisreduziert“, heißt es bei Tui. „Vereinzelt noch Restplätze“ meldet Rewe-Touristik. Und auch bei Thomas Cook „wird es teilweise schon eng“.
Besonders begehrt sind die typischen Winterreiseziele wie die Kanaren. Hier gibt es meist nur noch wenige Plätze. Auch Ägypten, die türkische Riviera und Fernreisen sind gefragt. Wer kurzfristig dem deutschen Winterwetter und Weihnachtstrubel entfliehen will, sollte möglichst flexibel sein. Das bedeutet zum Beispiel einen anderen Abflug- als Ankunftsflughafen zu wählen, krumme Reisetermine wie sechs oder acht Tage wählen oder beim Ziel Abstriche zu machen. Gute Chancen sieht L'Tur noch in Thailand, der Dominikanischen Republik und bei Städtereisen.