Trip durch Ontarios Wälder: Hundeschlittenfahrt in Kanada
Haliburton (dpa/tmn) - Der Winter in Ontario ist frostig. Doch was den Menschen die Kälte in die Glieder treibt, bringt Huskys erst auf Touren. Mit dem Hundeschlitten geht es durch verschneite Wälder.
Am Ende darf gekuschelt werden.
Kellogs, Kodiak, Hamlock, Jinx, Igor und Ice haben stahlblaue Augen. Die Huskys sind ein eingespieltes und verlässliches Team für ein besonderes Outdoor-Abenteuer, hier oben im Haliburton Forest und Wild Life Reserve in Ontario. Es geht auf eine Hundeschlittenfahrt. Die Verhältnisse dafür sind optimal: Der kanadische Winter ist an diesem Tag sonnig und frostig kalt.
Der Schlitten ist allerdings nicht leicht zu bedienen, es gibt erst einmal eine gründliche Einführung: „Bremsbereit zu sein, ist das Allerwichtigste“, erklärt Elke Schleifenbaum. Sie weiß, worauf es ankommt und hat eine spürbare emotionale Bindung zu ihren insgesamt 140 Schlittenhunden. „Wouh!“ bedeutet „Stopp!“ - gut zu wissen.
Schleifenbaum und ihr Mann haben sich in Kanada eine Existenz aufgebaut. Als er acht Jahre alt war, erbte Peter Schleifenbaum aus Bad Fredeburg im Sauerland eines der größten privaten Waldgebiete in ganz Nordamerika - kein Deutscher besitzt so einen riesigen Wald wie er. Sein Vater hatte 40 000 Hektar von einem deutschen Baron gekauft. Der Sohn studierte Forstwirtschaft, promovierte, und wanderte 1988 zusammen mit seiner Familie aus.
Der einst verwahrloste Wald hat sich dank Schleifenbaums Engagement in ein Naturparadies verwandelt, in dem mit Holzwirtschaft, aber auch mit sanftem Ökotourismus Geld verdient wird, im Sommer wie im Winter. In lauen Nächten wird hier auch mal eine Waldoper aufgeführt. Es kommen Familien mit Kindern, Schulklassen, Camper, Backpacker und gestresste Manager zum „Überlebenstraining“.
„Ready?“, fragt Guide Cameron Ferguson. Dann geht es los, und schnell ist die Welt vergessen. Das Tempo ist zügig, es geht gut voran. Die Huskys fühlen sich bei zweistelligen Minusgraden richtig wohl. Es geht über gefrorene und verschneite Seen, durch Wiesen und Wälder. Menschen sieht man keine, dafür jede Menge Wolfsspuren.
Die Fahrt bleibt atemberaubend. Es ist anstrengend, meist kniend auf einem Bein zu stehen, nach vorne den Abstand zum Guide im Auge zu behalten und gleichzeitig auf die Hunde zu schauen. Es spannt in den Schultern, in den Händen, im Kreuz. Stachelschweine, Biber, Füchse, Marder, Falken, aber auch Elche, Wölfe und Bären sind hier zuhause, weiß Cameron. Ob man dem einen oder anderen Vertreter dieser Spezies auch mal begegnen kann? „Na klar, den Wölfen aber eher nicht. Sie wissen, dass der Mensch ihr größter Feind ist.“
Zeit für einen Halt mit Fotostopp? Gern. Cameron reicht die mitgebrachte Thermoskanne mit heißem Kakao herum. Sie wärmt die klammen Finger ein wenig auf. Kellogs, Kodiak, Hamlock, Jinx, Igor und Ice haben mit solchen allzu menschlichen Problemen nichts am Hut. Luftsprünge, Wälzen im Schnee, der pure Übermut. Die Hunde müssen offenbar überschüssige Energie abbauen. Huskys und schmusebereite Touristen kommen sich näher. Es wird gekrault, gekuschelt und gestreichelt. Für manche ist es Liebe auf den ersten Blick.
Nach gut drei Stunden ist der Ausgangspunkt der Tour erreicht. Die Hunde dürfen zurück zu ihren Kollegen. Etwa 70 Husky-Rüden befinden sich in einem weitläufigen Gatter, in dem jedes Tier seine eigene Box hat. Das gleiche gilt für die Damen. Wer hier in die Jahre gekommen ist, darf übrigens im Rentenalter bleiben oder wird in gute Hände vermittelt. Der geneigte Besucher kann jetzt durch eine Schleuse hinein zu den Tieren. Rucksäcke, Schals und alles andere, das die Tiere zum Spielen anregen könnte, wird vorher abgelegt. Am Ende müssen sich die Besucher von den Hunden verabschieden. Eine heiße Dusche spült die Kälte aus dem Körper. Die Erinnerungen an die Huskys aber werden noch lange bleiben.