Vampire zwischen Holzfällern: Die US-Stadt Forks im „Twilight“-Fieber
Forks (dpa/tmn) - Forks, eine abgelegene Kleinstadt, in der es oft und lange regnet - nicht gerade ein Top-Reiseziel. Doch weil hier die „Twilight“-Saga spielt, wurde der Ort zum Touristenmagnet. Nun kommt der letzte Film der Serie.
Höchste Zeit, Forks zu besuchen.
Wen magst Du lieber? Edward oder Jacob, den smart-coolen Vampir oder den einfühlsamen Werwolf-Muskelprotz? Diese Frage stellen sich nicht nur die zahllosen Teenager, die Stephenie Meyers „Twilight“-Bücher gelesen und die Filme gesehen haben. Auch Marcia Bingham, die Tourismuschefin von Forks im US-Bundesstaat Washington, konfrontiert damit fast jedes pubertierende Mädchen, das in das Touristenbüro des Ortes kommt. Auf Antworten wartet Marcia nicht, sondern schiebt sofort hinterher: „Du kannst Edward haben. Jacob gehört mir.“
Das ist natürlich geflunkert. Forks, ein Holzfällerkaff im Nordwesten des US-Bundesstaates Washington, hat von „Twilight“ dermaßen profitiert, dass Marcia Bingham keinen der Helden wieder abgeben mag - ebenso wenig wie die weibliche Hauptfigur Bella Swan.
Am 22. November kommt in Deutschland der fünfte und letzte Teil der „Twilight“-Saga in die Kinos, in den USA startet er ein paar Tage vorher. Das Drama um Robert Pattinson (Edward) und Kristen Stewart (Bella), die auch privat ein Paar wurden und sich im Sommer 2012 unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit wieder trennten, hat das Interesse weiter angefeuert.
Forks liegt am Westrand des Olympic National Parks. Mit seinem bis zu 2432 Meter hohen Küstengebirge ist das Schutzgebiet berühmt für seinen Regenwald. Der Pazifik ist nicht weit - und die Wolken, die sich dort bilden und vom Westwind an Land getragen werden, regnen sich oft direkt über Forks aus. Eben deshalb lässt Stephenie Meyer ihre Buchreihe hier spielen: Vampire mögen kein Sonnenlicht.
„Stephenie Meyer hat uns einen Riesengefallen getan“, sagt Marcia Bingham. Lange Zeit dümpelte die Zahl der im Touristenbüro gezählten Urlauber im vierstelligen Bereich pro Jahr - mal waren es knapp 5200 Besucher, mal 6400. Forks lag einfach zu weit ab vom Schuss, um Ziel vieler Urlauber zu sein. Im Jahr 2009 aber, kurz nach dem Start des ersten Films der „Twilight“-Serie, schoss die Zahl auf fast 70 000 in die Höhe, 2010 legte sie noch einmal leicht zu. „Jedes Mal, wenn ein Film herauskam, wurden wir überrannt. Die Leute sehen dann, wie schön es hier ist, und kommen immer und immer wieder“, sagt Marcia Bingham. In der Tat ist der Landschaft rund um Forks das größte Pfund, mit dem der Ort wuchern kann. Ausgedehnte Wälder prägen das Bild. In La Push an der Küste schlägt der kühle Pazifik mit aller Macht auf die Strände und spült große Mengen von Treibholz an, das sich im Sand stapelt.
Jahrzehntelang hat Forks von der Holzwirtschaft gelebt, der Tourismus kam erst später dazu. Dass das baldige Ende der Filmreihe nun dazu führen könnte, dass wieder deutlich weniger Urlauber die doch recht weite Autofahrt von Seattle im Osten oder von Portland im Süden auf sich nehmen, fürchtet Marcia Bingham nicht: „Die Leser der Bücher haben eine große Leidenschaft für „Twilight“ entwickelt. Sie werden weiter nach Forks kommen, der Ort feiert schließlich mittlerweile einen eigenen Stephenie-Meyer-Day. “Wenn es also nach ihr geht, wird sie noch viele Jahre lang jungen Mädchen die alles entscheidende Frage stellen: „Wen magst Du mehr? Edward oder Jacob?“