Wie Kroatien mit Verboten und hohen Preisen Touristen verprellt
Zagreb (dpa/tmn) - Der EU-Beitritt Kroatiens sollte der Tourismusindustrie in diesem Jahr einen ordentlichen Schub verschaffen. Der Start in die EU-Zeit verläuft jedoch holprig. Zum Ärger der Touristen steckt immer noch viel Sand im Getriebe.
Seit Wochen herrscht am FKK-Strand „Punta Kriza“ in der kroatischen Adriastadt Rovinj Aufruhr. Auch die Medien des Landes berichten immer wieder über den bekannten Nacktbadestrand. An dem zwei Kilometer langen Abschnitt, den seit Jahrzehnten jährlich bis zu 10 000 ausländische Urlauber besuchen, stehen Schilder, die vor „Exhibitionismus und unzüchtigen Handlungen“ warnen.
Uniformierte Sittenwächter „vertreiben die Gäste wie die Vogelgrippe“, hat die örtliche Zeitung „Glas Istre“ festgestellt. „Wie die Glaubenswächter im Iran!“, empören sich Touristen. „Warum schockt ein nackter Penis im Meer immer noch mehr als das Fischen mit Dynamit?“, fragt die Zeitung „Novi list“ in Rijeka irritiert.
Auf der nahe gelegenen Insel Krk sorgte kürzlich die Angestellte im größten Tourismusbüro für einen Skandal, weil sie auf einer öffentlichen Facebook-Seite die vielen Touristen als „absolute Idioten“ beschimpfte. Auf der Insel Hvar verteilte der Tourismusverband vielsprachige Merkblätter, in denen er den Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen verbot: „Dafür gibt es Gaststätten“, heißt es dort.
Doch die sind oft unverhältnismäßig teuer. Bei den heimischen Zeitungen meldeten sich zahlreiche aufgebrachte Gäste, die für einen Cappuccino fünf und für eine kleine Flasche Mineralwasser vier Euro gezahlt hatten. Und das bei einem Durchschnittseinkommen von umgerechnet nur 743 Euro. Nach einem Preisvergleich des ADAC bei Urlaubsnebenkosten war Kroatien teurer als Spanien, Griechenland oder die Türkei.
In der Urlauberhochburg Split müssen Touristen für Mietwagen besonders tief in die Tasche greifen. Nach einer Meldung der kroatischen Zeitung „Poslovni Dnevnik“ sind die Kosten für einen Mietwagen im internationalen Vergleich nur in drei Städten höher als in der kroatischen Hafenstadt. Das Onlineportal „Danas“ hat eine Umfrage unter heimischen Gästen gemacht: Für 90 Prozent sind die Urlaubskosten an der Küste deutlich zu hoch.
Dabei räumen die Hoteliers selbst in der Hochsaison Nachlässe von bis zu 50 Prozent ein, um doch noch Urlauber zum Aufenthalt zu bewegen. Zwar berichtete das Tourismusministerium in dieser Woche von einem dreiprozentigen Einnahmeplus bei Ausländern - rund ein Drittel von ihnen Deutsche und Österreicher. Doch die Praktiker bezweifeln diese Angaben. Nach Darstellung der Polizei kamen allein an den ersten beiden Juliwochenenden 400 000 weniger ausländische Gäste als im vergangenen Jahr zu diesem Zeitpunkt.
Die Urlauberinseln Solta und Pag in der nördlichen Adria mussten über einen längeren Zeitraum ohne Wasser auskommen. Die Insel Murter am mittleren Küstenabschnitt war zeitweise ohne Strom. Noch schlimmer erging es in dieser Woche 70 000 Urlaubern in der montenegrinischen Hochburg Budva. Dort fiel wegen Überlastung des Netzes an nur einem einzigen Tag der Strom dreimal jeweils für Stunden aus. In der kroatischen Stadt Senj im Norden wurde ein Hotel mit 66 vorwiegend ausländischen Gästen wegen Steuerschulden vorübergehend geschlossen.
Wenn den Touristen wegen hoher Nebenkosten das Bargeld ausgeht, stecken sie an vielen Orten in Schwierigkeiten. Denn zahlreiche Restaurants und Souvenirgeschäfte weigern sich, Kreditkarten zu akzeptieren. In Sachen Extremkosten übertrifft Montenegro den nördlichen Nachbarn Kroatien aber noch um Längen. Während einige kroatische Hotels 20 Euro am Tag für einen Sonnenschirm mit zwei Liegen verlangen, betragen die Kosten im montenegrinischen Sveti Stefan sogar 75 Euro.