Wo kommt die Milch her? - Adoptiere eine Kuh im Trentino
Roncegno Terme (dpa/tmn) — „Alle Kühe sind lila.“ Dieser Meinung sind viele Stadtkinder. Um ihnen zu zeigen, woher Milch und Käse tatsächlich kommen, hat sich das Valsugana im italienischen Trentino eine Kampagne ausgedacht.
Und die heißt: „Adoptiere eine Kuh!“
Sanftmütig blinzelt Zara aus ihren großen braunen Augen und kaut gemächlich. Die Glocke um ihren Hals bimmelt laut. Nichts kann sie aus der Ruhe bringen, nicht einmal die Tatsache, dass heute eine Familie aus Deutschland zu Gast ist und viele kleine und große Hände sie streicheln möchten. „Zara ist eine typische Bergkuh, sehr ruhig und niemals gestresst“, sagt der elf Jahre alte Gabriele Zottele und tätschelt die weiß-grau gemusterte Kuh mit fachmännischem Blick. Jeden Sommer lebt er gemeinsam mit seinen Eltern und drei Geschwistern auf der Agritur Rincher in der Nähe der Alm Malga Trenca im Valsugana im Trentino.
Dass die Gäste an diesem Vormittag ausgerechnet nach Zara gesucht haben, hat einen Grund: Sie haben sie „adoptiert“. Die Kuh-Adoption „Adotta una mucca“ (auf deutsch: Adoptiere eine Kuh) ist eine Initiative der Regionen Valsugana und Lagorai. „Wir haben dieses Projekt ins Leben gerufen, um vor allem Kindern zu zeigen, wo die Kühe ihren Sommer verbringen, wie Käse traditionell hergestellt wird, und wie es für den Almhirten ist, auf so viele Kühe aufzupassen“, sagt Cristina Eberle von der Tourismusagentur.
60 Euro kostet eine solche Adoption, davon gehen 10 Euro an Kinderhilfsprojekte. Für die restlichen 50 Euro hat die Adoptivfamilie Anspruch auf Milch und Käse von ihrer Kuh. Einzige Bedingung: Die Produkte werden nicht verschickt, sondern man muss dem Tier im Sommer auf der Alm einen persönlichen Besuch abstatten und sich die Erzeugnisse abholen.
Auf den teilnehmenden 13 Almhütten sind derzeit rund 690 Kühe adoptiert, Tendenz steigend. „Viele verschenken eine solche Adoption zum Geburtstag, zu Weihnachten oder zur Hochzeit“, erzählt Eberle. Bei Diego Zottele sind es derzeit Kühe mit klangvollen Namen wie Mosca, Pinky, Pippa, Qua oder Rasty. Die meisten von ihnen sind Tiroler Grauvieh und produzieren pro Tag jeweils rund 20 Liter Milch. Auch die sechseinhalb Jahre alte Zara gehört zu jener Rasse.
„Sie liebt das Leben auf der Alm, wo sie frisches Gras und gute Blumen fressen kann“, sagt auch der Senn Vito Groff. Seit 30 Jahren arbeitet er während der Sommermonate auf Almen im Valsugana, in diesem Jahr schon zum zweiten Mal auf der Malga Trenca mit weitem Blick ins Valsugana-Tal. Tatsächlich schmecken Milch und Käse im Sommer immer etwas anders als im Winter. „Man merkt einfach, dass sich die Tiere hier oben sehr wohlfühlen“, sagt Vito Groff.