Auf großer Reise zu Wasser - Mit der Familie im Hausboot
Waren/Plau (dpa/tmn) - Immer mehr Familien spielen im Urlaub Kapitän. Die Binnengewässer in Mecklenburg-Vorpommern eignen sich dafür besonders, da teilweise kein Bootsführerschein nötig ist. Das sanfte Schaukeln im Wasser hat einen kleinen Nebeneffekt.
Dass sie keinen festen Boden unter den noch wackeligen Füßen hat, scheint der 15 Monate alten Antonia nichts auszumachen. Entschlossen zieht sie ihre Oma an der Reling entlang zum Bug, wo ihre große Schwester die anderen Schiffe betrachtet. Für eine Woche wird das 13 Meter lange Hausboot das schwimmende Zuhause der beiden Mädchen und ihrer Familie sein.
Zwischen 400 und 500 Hausboote tummeln sich mittlerweile auf den Binnengewässern von Mecklenburg-Vorpommern. Seit der Einführung des Charterscheins im Jahr 2000 können rund 600 Streckenkilometer auch ohne Fahrpraxis und Bootsführerschein entdeckt werden. Eine Möglichkeit, die immer mehr Familien nutzen.
Ein bisschen Theorie darf trotzdem nicht fehlen: Vor der Abfahrt erhält jeder angehende Kapitän eine rund dreistündige theoretische und praktische Einführung. In der Marina Eldenburg an der Müritz erläutert Hafenmeister Wolfgang Fritz Vorfahrtsregeln und erklärt die Bedeutung der Betonnung. Danach geht es unter Anleitung aufs Wasser. Und schnell macht sich die Erkenntnis breit: Hausbootfahren ist ein bisschen wie Autofahren. Kein Problem, solange die Straße gerade und breit ist und einem keiner entgegen kommt. Problematisch, wenn es ans Einparken geht.
Wer dann in Panik verfällt, hat allerdings verloren. „Ruhig bleiben“ lautet die oberste Devise auf dem Wasser, betont Fritz. Das gilt auch bei der allerersten Fahrt von Eldenburg über den Kölpinsee. Das Steuer ein klein wenig nach rechts drehen, warten, bis das Boot reagiert, erst dann wieder gegensteuern. Das Fahren erfordert die ganze Aufmerksamkeit - einen Blick auf den kreisenden Seeadler darf der Freizeitkapitän trotzdem riskieren.
Schließlich gehört zum Schiff auch die Crew. „Der Kapitän ist nur so gut wie seine Mannschaft“, sagt Wolfgang Fritz. Faul unter Deck liegen gilt nicht. Bei den Arbeiten an Bord kann auch die sechsjährige Maxi mitanfassen. Vor dem Anlegen die Fender raushängen, nach dem Ablegen wieder einholen. Bei der Brückendurchfahrt in Malchow einen Euro in den Klingelbeutel des Brückenmanns stecken. Am Bug des Schiffes stehen und nach den nächsten Tonnen Ausschau halten. Eines darf bei aller Entdeckerlust aber nie vergessen werden: Die Schwimmweste ist für Kinder Pflicht.
Wenn nicht gerade Landgang ansteht. Dazu gibt es besonders für Familien viele Möglichkeiten. Ein Ausflug nach Waren ins Müritzeum steht zum Beispiel auf dem Programm. Im Kletterwald in Waren lenken die Besucher selbst die Blicke auf sich.
Doch das größte Abenteuer bleibt die Zeit auf dem Schiff. Langsam schippert das Hausboot über die Müritz. Der Weg ist das Ziel, Hektik hat an Bord keinen Platz. Darum darf auch Maxi mal hinter dem Ruder Platz nehmen. Stolz steuert der Mini-Kapitän das schwimmende Zuhause.
Erschöpft fallen am Abend in der Koje die Augen ganz von alleine zu. Das sanfte Schaukeln tut sein Übriges. Und es ist auch dann noch zu spüren, wenn die Bootsurlauber schon längst wieder festen Boden unter den Füßen haben.