Gefängniszelle oder Holzwürfel: Verrückte Hotels in Berlin

Berlin (dpa/tmn) - Schlafen im Sarg, übernachten im Freibad, aufwachen im Ex-DDR-Gefängnis: Für Hotel-Liebhaber gibt es in Berlin viele ausgefallene Unterkünfte zu entdecken. Bei manchen ist sogar eine Geschichts-Stunde inbegriffen.

Wer in der „Propeller Island City Lodge“ eincheckt, bekommt eine Bedienungsanleitung für sein Zimmer in die Hand gedrückt. In dem bewohnbaren Kunstwerk, das nahe am berühmten Kurfürstendamm liegt, gleicht kein Raum dem anderen: Ein Zimmer ist vollständig verspiegelt, in einem anderen stehen zwei Löwen-Käfige auf anderthalb Meter hohen Stelzen. Manche Gäste übernachten in den Särgen der „Gruft“, während sich andere für das „Upside Down“-Zimmer entscheiden, in dem das Bett kopfüber von der Decke hängt. Sogar eine Gefängniszelle können Besucher buchen - die Toilette steht direkt im Zimmer.

In Berlin gibt es etwa 10 bis 15 solcher Hotels, die völlig aus dem Rahmen fallen, schätzt Christian Tänzler von der Tourismusgesellschaft Visit Berlin. „Die witzigsten davon sind in den vergangenen zwei, drei Jahren entstanden“, sagt er. Das hat vor allem wirtschaftliche Gründe: „Berlin ist der härteste Hotelmarkt der Welt, wer da eine Nische entdeckt, hat sicherlich bessere Überlebenschancen“, erklärt Tänzler. Viele Touristen kämen mit der Erwartungshaltung, dass Berlin eine ungewöhnliche, kreative, etwas wilde Stadt sei - hier setzten Hotels wie das „Propeller Island“ an.

Schlafen unter den Augen Honeckers: „Ostel“

Zu den schrägsten Unterkünften gehört das „Ostel“. Das Hotel befindet sich in einem DDR-Plattenbau am Ostbahnhof - und schickt seine Gäste auf eine Zeitreise ins Ost-Berlin der 1970er und 1980er Jahre. Das Logo des Hotels ist politisch unkorrekt dem des sozialistischen Jugendverbands Freie Deutsche Jugend (FDJ) nachempfunden. Ausgestattet ist das Hotel mit originalen DDR-Möbeln wie der Schrankwand „Karat“ und dem Multifunktionstisch. Die Gäste können zwischen einem Bett im Pionierlager oder einer DDR-Ferienwohnung wählen, an den Wänden hängt ein Bild des Ex-DDR-Staatschefs Erich Honecker.

Gefängnis-Zellen als Gästezimmer: „Das andere Haus VIII“

Während sich das „Ostel“ mit der Design-Geschichte der DDR beschäftigt, setzt sich ein weiteres Hotel ernsthaft mit der dunklen Seite der DDR auseinander. „Das andere Haus VIII“ ist ein roter Backsteinbau, der früher als Krankenstation des DDR-Gefängnisses Rummelsburg diente. Einst wurde jede Zelle abgehört und war mit einer schweren Eisentür verriegelt. Für erschwerte Haftbedingungen existierte eine Dunkelzelle. Nach dem Mauerfall am 9. November 1989 wurden hier kurzfristig führende SED-Politiker wie Erich Honecker und Erich Mielke untergebracht. Heute kommen die Menschen freiwillig und übernachten in den Zellen des einstigen Gefängnisses. Im Keller gibt es einen „Raum der Stille“, der die Geschichte des Hauses würdigt.

Schaukeln auf der Spree: „Eastern Comfort“

An einem historischen Ort liegt auch das Hotelboot „Eastern Comfort“ vor Anker. Von Deck aus kann man die Oberbaumbrücke sehen, die einst als Grenzübergang zwischen den Bezirken Friedrichshain und Kreuzberg diente. Nur ein paar Meter entfernt befindet sich zudem die international bekannte East Side Gallery. Durch die Bullaugen hören die Gäste die Spree plätschern. Wer nur über ein kleines Budget verfügt, bringt seinen eigenen Schlafsack mit und übernachtet auf dem Schiffsdeck. Das Boot-Hotel hat keinen eigenen Antrieb, Nichtschwimmer, Haustiere und Kinder unter sechs Jahren dürfen aus Sicherheitsgründen nicht an Bord.

Übernachten im Freibad: „Scube Park“

Wer lieber in einem Freibad als auf der Spree übernachten will, sollte sich den „Scube Park“ genauer ansehen: Er wird im Frühjahr im Columbiabad Neukölln neu eröffnet und besteht aus 40 Holzwürfeln. Diese sollen dann auf der 2000 Quadratmeter großen Liegefläche stehen und das ganze Jahr über bewohnbar sein. Bis zu vier Personen können in einem Würfel Platz finden. Nachts dürfen die Gäste allerdings nicht ins Schwimmbecken eintauchen - das wäre ohne Bademeister und Beleuchtung zu gefährlich.

Campen für Weicheier: „Hüttenpalast“

Im „Hüttenpalast“ muss sich niemand vor Krabbeltieren oder Frost fürchten: Stadtneurotiker können in der Produktionshalle einer ehemaligen Staubsauger-Fabrik campen. Auf 200 Quadratmetern stehen für die Gäste Holzhäuschen und Campingwagen bereit, die aus den 1950er, 1960er und 1970er Jahren stammen und liebevoll renoviert wurden. Vor den Wagen sind jeweils ein Tisch und zwei Stühle aufgebaut, selbst im Winter kann man „draußen“ auf der Hollywoodschaukel sitzen. Der „Hüttenpalast“ soll das urdeutsche Schrebergartenglück parodieren - und das mitten im harten Kiez Neukölln.