Immer hinter Rosi her: Mit dem Planwagen durch die Altmark

Güssefeld (dpa/tmn) - Die Landschaft in der Altmark verträgt keine hohe Geschwindigkeit. Wer sie entdecken will, muss sich Zeit nehmen. Ideal geht das im Pferdewagen. Mit einem PS durch Sachsen-Anhalt: Das ist Entschleunigung und trotzdem manchmal aufregend.

Die Hufe klappern, der Planwagen rumpelt, die Landschaft zieht gemächlich vorüber. Die Altmark in Sachsen-Anhalt lässt sich ideal im Pferdewohnwagen erleben. Bett und Kochecke sind dann immer dabei. Die Idee dafür hat Nenny Abold aus Irland mitgebracht. Sie vermietet ihre Pferde an Touristen, die sich trauen, mit dem Planwagen und einem PS unterwegs zu sein.

In Flecken-Apenburg auf dem Campingplatz stehen die grün bespannten Holzwohnwagen. Die Pferde grasen an ihren freien Tagen auf der Weide. Gemeinsam mit Nenny holen wir Rosi von der Koppel. Die Stute büxt erst einmal aus. Doch nach einigen Minuten haben wir sie eingefangen und legen das Halfter an. Für den Ausflug wird sie gestriegelt. Dann wird angespannt. Es sieht gar nicht so schwer aus. Nenny nimmt auf dem Kutschbock Platz, doch als sie sieht, dass es auch ohne sie geht, haben wir die Zügel allein in der Hand.

Es ist früher Mittag, ein langer Weg liegt vor uns. Schon bald geht es über eine Kreuzung. Rosi dreht den Kopf zur Seite und fragt mit einem kurzen Blick, ob sie abbiegen soll. Mit einem sanften Zug an der Führungsleine signalisieren wir ihr, dass es weiter geradeaus geht. Wir zuckeln über eine Landstraße, vorbei an Wiesen und einsamen Gehöften, an Pferdeweiden und Kartoffeläckern, Raps- und Maisfeldern. Die Hektik des Alltags ist abgeschüttelt.

Es geht durch kleine Dörfer, ein paar Häuser, ein Gutshaus, eine Kirche. Die Straßen sind leer. Hinter Zäunen ist ab und zu ein Bellen zu hören. Wir sitzen auf dem Kutschbock und halten abwechselnd die Führungsleine. Ständig schaut Rosi mit fragendem Blick nach hinten, ob alles seine Richtigkeit hat.

Am späten Nachmittag haben wir den vorgegebenen Reiterhof gefunden, spannen Rosi vom Wagen ab und schirren sie aus. Sobald es dunkel wird, ziehen wir uns in den Planwagen zurück. Er ähnelt von außen denen, die man aus Westernfilmen kennt, im Inneren eher einem Wohnwagen: Im hinteren Teil ist die Essecke, die man zum Bett umbauen kann, im vorderen die Küchenzeile mit Herd und Geschirrschränken.

Am nächsten Morgen schaut Rosi schon zu uns herüber. Dann beginnen die Vorbereitungen für die Abfahrt. Bis zum Abend wollen wir 15 Kilometer weiter sein. Wir zuckeln vorwärts. Es gibt eine Pause, weil irgendwo Pferde sind oder weil das Gras gerade besonders schön ist. Es gibt eine Pause, um einem Schmetterling nachzusehen - und manchmal einfach so. Und es scheint eine durchaus sinnvoll zu sein, das Leben oder wenigstens einen Teil davon damit zu verbringen, auf dem Kutschbock zu sitzen oder neben Rosi herzulaufen.

Nach zwei Tagen steuern wir den Planwagen mit Rosi genauso souverän wie das Auto. Wir haben inzwischen ein paar Menschen gesehen, berlinmüde Berliner, die hier am Wochenende wohnen und Altmärker. Wir hören Geschichten, die sich um die Besitzer der Gutshäuser drehen und andere. Rosi und wir sind aus der Zeit gefallen. Ich denke das immer noch, als wir wieder in Apenburg sind. Die letzten Meter zur Koppel wurde Rosi schnell. Kaum war ihre Koppel in Sichtweite, wieherte sie. Während wir ihr noch hinterher schauen, hat sie uns vermutlich schon vergessen.

Informationen:

Investitions- und Marketinggesellschaft des Landes Sachsen-Anhalt, Am Alten Theater 6, 39104 Magdeburg, Telefon: 0391/56 28 38 20, E-Mail: tourismus@img-sachsen-anhalt.de

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