Musik auf Schritt und Tritt - Auf der Notenspur durch Leipzig

Leipzig (dpa/tmn) - In Leipzig ist die Musik zu Hause. Zahlreiche berühmte Künstler lebten hier. Seit Kurzem können Interessierte deren Wohn- und Wirkungsstätten jetzt auf auf einem speziell ausgezeichneten Weg ablaufen.

Keine Frage: Leipzig ist die Musikstadt Deutschlands. Sie war Wirkungsstätte zahlreicher großer Persönlichkeiten der Musikgeschichte. Johann Sebastian Bach schuf hier sein Lebenswerk, Felix Mendelssohn Bartholdy gründete das erste Konservatorium Deutschlands, Richard Wagner erblickte in Leipzig das Licht der Welt. Und wichtige Institutionen wie das weltberühmte Gewandhaus und der Thomanerchor prägen bis heute das musikalische Bild der Stadt.

In Leipzig begegnet man der Musik einfach auf Schritt und Tritt. Um das erlebbar und sichtbar zu machen, gibt es seit Kurzem die Leipziger Notenspur. Das Musikerlebnis-Leitsystem verbindet auf rund fünf Kilometern Länge mit seinen 23 Stationen die wichtigsten Wohn- und Schaffensstätten berühmter Leipziger Musiker.

Die Initiative zum Streifzug durch 300 Jahre Musikgeschichte ging von Werner Schneider aus: „Den Anstoß hat eigentlich meine Frau gegeben. Sie ist Schumann-Liebhaberin und hat sich nach der Wende für den Wiederaufbau und die Sanierung des Schumann-Hauses eingesetzt, und das liegt ja etwas abseits vom Stadtzentrum“, erklärt Schneider. Der Professor hat eigentlich mit Musik gar nichts zu tun, lehrt in Leipzig und Dresden Statik und Dynamik der Tragstrukturen. „'Lass Dir was einfallen, um deutlich zu machen, dass es ganz viele Musikstätten in Leipzig gibt', sagte sie zu mir. Und damit war die Idee zur Notenspur geboren“, erzählt Schneider.

Ausgangspunkt der Notenspur ist das Neue Gewandhaus. „Res Severa Verum Gaudium“ - wahre Freude ist eine ernste Sache, das ist der Leitspruch des Gewandhauses, den Besucher in großen Lettern im 1900 Plätze bietenden Konzertsaal lesen können. Bereits 1743, also noch zu Bachs Lebzeiten, gründeten Leipziger Kaufleute das älteste Konzertorchester Europas. Ursprünglich musizierte es in einem Saal des Messehauses der Tuchmacher, daher der Name Gewandhaus. Entscheidend geprägt wurde das Gewandhaus durch seine Kapellmeister. Neben Felix Mendelssohn Bartholdy seien nur Arthur Nikisch und Wilhelm Furtwängler genannt.

Von 1970 bis 1996 war es dann Kurt Masur, der nicht nur musikalisch, sondern auch politisch eine wichtige Rolle spielte. Er engagierte sich maßgeblich für den Neubau des im 2. Weltkrieg zerstörten Gewandhauses und wirkte aktiv an der politischen Wende von 1989 mit. Seit der Spielzeit 2005/2006 ist Riccardo Chailly Gewandhauskapellmeister. Rund 70 „Große Concerte“ pro Saison stehen auf dem Programm, hinzu kommen Gastspiele in aller Welt, aber auch die wöchentlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs mit dem Thomanerchor in der Thomaskirche.

Die weltweit als Wirkungsstätte des im Jahr 1212 gegründeten Thomanerchores bekannte Thomaskirche ist natürlich ebenfalls eine Station der Notenspur. Berühmtester Thomaskantor war Johann Sebastian Bach, der hier von 1723 bis 1750 wirkte. In Leipzig entstanden die Johannes- und die Matthäuspassion, das Weihnachtsoratorium, die Messe in h-Moll und die unvollendete „Kunst der Fuge“.

Wer mehr über Bach erfahren möchte, kann dies im nur wenige Schritte entfernten Bach-Museum. „Zu Bachs Zeiten befand sich das Haus im Besitz des wohlhabenden Kaufmanns Georg Heinrich Bose. Bach lebte mit seiner Familie direkt gegenüber in der heute nicht mehr erhaltenen Thomasschule“, erklärt die Führerin während eines Rundgangs. „Beide Familien waren befreundet, und so waren die Bachs gern gesehene Gäste.“ Neben zahlreichen Ausstellungsstücken aus dem Leben und Wirken des Komponisten bietet das Museum auch ein Hörkabinett und einen kostenlosen Audioguide, die die Ausstellung zum Klingen bringen.

Doch die Spur aus geschwungenen ebenerdigen Edelstahlintarsien führt auch zu weniger bekannten Stationen. Da sind etwa das Grafische Viertel mit seinen Musikverlagen, die im Komplex des Grassimuseums gelegene Musikinstrumentensammlung oder das Schumann-Haus in der Inselstraße 18. Dort bezogen Clara und Robert Schumann ihre erste gemeinsame Wohnung, dort entstand die berühmte Frühlingssinfonie, und dort wurden die beiden ersten Kinder des Paares geboren. Heute ist das klassizistische Gebäude Museum, Ausbildungsstätte und Ort für Konzerte.

Lohnenswert ist auch Station Nummer 2 - das Mendelssohn-Haus. In der Goldschmidtstraße 12 verbrachte Mendelssohn seine beiden letzten Lebensjahre. In authentischen Räumen werden Leben und Werk des Komponisten und seine Verdienste um die Musikstadt Leipzig gezeigt.

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