Vom Ja-Wort auf die Piste: Heiraten und Skifahren auf dem Arber
Bayerisch Eisenstein (dpa/tmn) - Viele Ostbayern denken mit gemischten Gefühlen an ihre Skifreizeiten auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald zurück. Heute gehört das übersichtliche Skigebiet an der tschechischen Grenze zu den komfortabelsten in Deutschland.
Den 1. März 2013 wird Kerstin Stocker wohl ihr Leben lang nicht vergessen. Im dichten Nebel fuhr sie zur Talstation der Gondel am Großen Arber, dem mit 1456 Metern höchsten Berg im Bayerischen Wald. „Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen, es war kalt und ungemütlich“, erzählt die junge Frau aus dem rund 50 Kilometer entfernten Chamerau. Und das an ihrem Hochzeitstag! Kerstin und ihr Verlobter Robert waren auf dem Weg in die Kuschelgondel, die das Brautpaar zur Eisensteiner Hütte am Gipfel bringen sollte.
Ein bisschen geknickt war die Stimmung in der 17-köpfigen Hochzeitsgesellschaft, denn für diesen besonderen Tag hatte man sich schönes Wetter erhofft. Doch je höher die Kuschelgondel mit ihren aufgeklebten Herzen und dem Liebesgott Amor aufstieg, umso schöner wurde das Wetter. „Das war ein Traum. Wir sind bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel an der Bergstation ausgestiegen“, sagt Kerstin Stocker. Ein Glücksfall, wie ihr der Bürgermeister von Bayerisch Eisenstein, Thomas Müller, verriet. Denn der Nebel hält sich oft hartnäckig.
Müller ist gleichzeitig Standesbeamter im höchsten Hochzeitszimmer des Bayerischen Waldes, auf rund 1400 Metern in der Eisensteiner Hütte. Ganz hinten im Eck haben sie ein kleines Podest eingerichtet, mit Bank und Blumen. Dort vollzieht der Bürgermeister oder die Standesbeamtin die Trauung, idealerweise mit Blick über die einzigartige Bergwelt des Bayerischen Waldes. Kerstin Stocker und ihr Mann Robert haben den Tag genossen - sie hatten nie einen anderen Ort für die standesamtliche Trauung in Erwägung gezogen.
„Wir fahren immer am Arber Ski - und als mein Mann mir den Heiratsantrag gemacht hat, war klar, dass wir uns dort auch das Ja-Wort geben“, sagt sie. Die Liftanlagen im viertgrößten deutschen Skigebiet sind sehr modern und durchdacht. Viele Menschen aus Niederbayern und der Oberpfalz haben noch ganz andere Erinnerungen an das Areal - denn sie lernten hier an kalten Tagen das Skifahren. In Schulfreizeiten, bei denen sie sich als Kinder an alten Schleppliften oder zugigen, offenen Sesselliften den Berg hochquälten. Doch diese Zeiten sind vorbei, wie Betriebsleiter Thomas Liebl betont. „Heute gehören unsere Anlagen mit zu den modernsten in den deutschen Skigebieten.“
Das liegt vor allem daran, dass die Bergbahnen mit dem Fürst von Hohenzollern einen finanzkräftigen Chef haben, der in das Skigebiet investiert. „Der größte Teil des Arbers und die umliegenden Waldgebiete sind im Besitz der Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen“, sagt Liebl. Schon seit 1949 gab es einen Sessellift am Arber, damals mit einer Beförderungskapazität von 180 Skifahrern pro Stunde.
Seit ein paar Jahren können Kinder im ArBärland am Thurnhof in einem eigens abgeteilten Bereich die ersten Rutschversuche auf den Skiern unternehmen. Vier Förderbänder und ein Kinder-Skikarussell befördern die Kleinsten auf den flachen Hügel, die Skilehrer sorgen für die ersten Erfolge.