Das rheinische Alpenidyll Wintersport in der Skihalle Neuss

Neuss (dpa/tmn) - Zugegeben, es ist weiß und kalt. Doch der Schnee, der auf dem Gipfel rieselt, kommt aus der Kanone. Das Bergpanorama von Kaprun ist auch nicht echt, sondern auf riesigen Plakaten abgebildet.

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Und wer nach oben schaut, blickt statt auf den Himmel auf ein schmuckloses Dach.

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Die dazugehörige Halle steht am Niederrhein, am Stadtrand von Neuss. Sie ist eine von sechs Skihallen in Deutschland. Hier kann man das ganze Jahr über um den Gefrierpunkt Skifahren oder Snowboarden - auch dann, wenn es draußen herbstlich mild ist. In Zeiten schneearmer Winter ist das ziemlich praktisch.

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Auch Christiane Wöstmann und ihre Tochter Stefanie sind gekommen. Sie blicken vom höchsten Punkt der Strecke nach unten. Es geht los. Während Mutter Christiane gemütlich die 300 Meter bergab fährt, rast die zehnjährige Stefanie schon aufs Ziel zu. „Oben ist die Piste steiler, unten wird sie auf Dauer ein bisschen langweilig“, analysiert die Schülerin, die Ski fährt, seit sie ein Kleinkind war. Was für Profis wie Stefanie schnell öde werden kann, bereitet weniger geübten Fahrern umso mehr Spaß: „Für Flachlandtiroler, die wieder ein bisschen in Übung kommen wollen, ist die Halle super“, sagt Christiane Wöstmann und lacht.

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Die Skihallen sind auf Anfänger und weniger erfahrene Skifahrer spezialisiert. Wie in Neuss gibt es auch auf allen anderen deutschen Indoor-Pisten Skischulen mit Kursen für Anfänger oder Wintersportler, die ihre Kenntnisse auffrischen wollen. „Wir hatten auch schon Skandinavier zu Gast, die hier ihren kompletten Skiurlaub verbracht haben“, sagt Hauke Bochem von der Skihalle Neuss.

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Doch Schnee allein macht kein Wintersportvergnügen. Das Ambiente ist wichtig. Was hat Neuss da zu bieten? Gleich im Eingangsbereich der Halle sollen Holzhütten an ein alpines Dorf erinnern. Das Personal trägt Dirndl und Lederhosen, und in den Restaurants, die ebenfalls rustikal gestaltet sind, gibt es wie in Österreich Schnitzel oder Kaiserschmarrn. Die Betreiber arbeiten eng mit der Wintersportregion Salzburger Land zusammen. Ob Almdudler und Sessellift authentisch sind, wenn man sich gerade unweit der Niederlande befindet - das sei dahingestellt. Doch den Gästen scheint es zu gefallen.

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„Man fühlt sich hier wie im Kurzurlaub, nur ohne große Kosten“, sagt Rosie Löb und nippt an ihrem Cappuccino. Gemeinsam mit ihrem Mann Horst und ihrer erwachsenen Tochter Annika sitzt sie an einem Tisch in einem der Restaurants. Skifahren kann keiner der drei, Für sie erfüllt die Halle eher die Funktion eines Vergnügungsparks. Denn zur Halle gehören auch ein Biergarten, ein Hochseilgarten mit Kletterwand und ein Minigolfplatz. „Im Biergarten waren wir schon öfter, bald wollen wir auch mal die Golfanlage ausprobieren“, erzählt Löb.

Sie und ihre Familie sind nicht die einzigen Gäste, die nicht zum Skifahren in die Halle gekommen sind. Da sind etwa die Menschenmengen, die am Abend in ein Bierzelt pilgern, um ein Oktoberfest zu feiern. Vielleicht auch wegen der vielen Aktivitäten haben sich einige der Skihallen ähnlich wie manche Freizeitparks als Ort für Tagungen etabliert. In Neuss gibt es ein Hotel mit 50 Betten und zehn Seminarräumen neben der Halle. Die Zimmer tragen Namen wie Edelweiß und Bärenfell, an Deko-Hirschgeweihen wurde nicht gespart. Mangelnde Konsequenz könnte man den Betreibern beim Bier vorwerfen. Denn das kommt nicht aus der Alpenrepublik, sondern aus Friesland. Der Namensponsor der Halle verpflichtet.

Es ist spät geworden in Neuss, keiner fährt mehr Ski. Man trifft sich nun im Hasenstall, der Diskothek - oder auf dem Oktoberfest. Aus dem Bierzelt dröhnt der „Anton aus Tirol“, die Partygäste schunkeln und singen laut mit. Beim Après Ski kommt es offenbar nicht darauf an, ob Österreich nun im Süden oder am Niederrhein liegt.

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