Spezielle Suitenbereiche: Was das Schiff im Schiff bietet
Marseille (dpa/tmn) - Es ist zwar nur kleines Handgepäck, aber dennoch besteht Edwin darauf, den Koffer auf das Schiff zu tragen. Einen eigenen Butler, der das Handgepäck aufs Schiff bringt, hat natürlich nicht jeder MSC-Passagier.
„Willkommen im Yacht-Club der „MSC Preziosa“!“
Die „MSC Preziosa“ fasst etwas mehr als 3500 Passagiere. Am Pool oder im Büfettrestaurant wird es da schon mal etwas voller und lauter. Im Yacht-Club herrscht dagegen angenehme Ruhe. Klaviermusik klingt aus den Lautsprechern, in der „Top Sail Lounge“ muss man sich über freie Plätze keine Gedanken machen, und auch auf dem separaten Pooldeck gibt es keine Probleme mit zu wenigen Liegen. Als Schiff im Schiff bewirbt die Reederei den Yacht-Club. 69 Suiten umfasst der abgetrennte Bereich auf Deck 15 und 16 am Bug des Schiffs.
Neben der Ruhe genießen die Yacht-Club-Passagiere noch einige andere Annehmlichkeiten: ägyptische Baumwollbettwäsche, Kopfkissenmenü, kostenlose Minibar, 24-Stunden-Zimmer-Service, Zutritt zu den sonst kostenpflichtigen Saunen, separater Check-in.
Im „Le Palmeraie“, dem Restaurant exklusiv für Gäste des Yacht-Clubs, erklingt ebenfalls gedämpfte Musik. Ein Kellner rückt den Stuhl zurecht, ein anderer legt die Serviette auf den Schoß, der dritte bringt die Weinkarte: „Ihr Sommelier kommt sofort“. Das Essen hat nicht ganz Sterneniveau, ist aber noch einmal deutlich hochwertiger als in den inkludierten Bedienrestaurants. Das gilt auch für das Frühstück, das ebenfalls im „Le Palmeraie“ serviert wird.
Ganz billig ist der Service nicht. Bei MSC kostet eine siebentägige Kreuzfahrt im Mittelmeer in einer normalen Balkonkabine ab 949 Euro pro Person, in einer Yacht-Club-Suite mindestens 1799 Euro.
MSC ist nicht die einzige Reederei, die auf das Konzept Schiff-im-Schiff setzt. Auch Norwegian Cruise Line bietet auf acht Schiffen einen separaten Bereich: The Haven. Während er auf den Schiffen der Jewel-Klasse mit bis zu 18 Suiten relativ klein ist, stehen auf den Neubauten wie der „Norwegian Escape“ bis zu 95 Suiten in diesem Bereich bereit. Den Passagieren steht ein eigener Pool, ein eigenes Sonnendeck, ein eigener Whirlpool und Fitnessraum zur Verfügung. Auf den neueren Schiffen gibt es auch ein privates Restaurant mit Terrasse, Lounge und Sauna. Concierge-Service und Butler gehören auch hier zum Standard.
Auf der neuen „Aida Prima“ geht auch Aida Cruises einen Schritt in Richtung Schiff-im-Schiff. Dort gibt es einen eigenen Poolbereich für Suitengäste, inklusive Bar und zwei Infinity-Pools.
Laut dem Kreuzfahrtexperten Helge Grammerstorf können die Reedereien durch ein solches Angebot eine zusätzliche Klientel erschließen, die sonst wahrscheinlich nicht auf das Schiff kommen würde. „Für die Reisenden ist es natürlich interessant, weil es einen intimeren Rahmen, den man typischerweise auf den kleinen Schiffes vorfindet, und gleichzeitig den Vorteil der Angebotsvielfalt des großen Schiffes bietet“, erklärt der Inhaber des Beratungsunternehmen Seaconsult.
Butler Edwin auf der „MSC Preziosa“ kommt eigentlich aus Honduras. Doch mittlerweile kennt er auch das Mittelmeer gut. „Wollen Sie heute in die Stadt gehen?“, fragt er. Ja, ein kleiner Stadtbummel soll es sein. „Das ist kein Problem“, erklärt Edwin. „Das sind keine fünf Minuten zu Fuß. Einfach immer nach dem Ausgang rechts halten.“
Eigentlich müsste man den Yacht-Club - außer für die Mahlzeiten - gar nicht verlassen, aber den Passagieren stehen natürlich auch alle regulären Angebote an Bord zur Verfügung. Soll es also doch mal statt des lauschigen Whirlpools am Bug der große Pool sein - kein Problem!