Wenn es in der Goldenen Stadt festlich wird - Prag im Advent
Prag (dpa/tmn) - Schön ist Prag auch im Sommer. Aber im Advent wird die tschechische Hauptstadt festlich und ruhig. Auf dem Altstädter Ring steht dann ein riesiger Weihnachtsbaum. Die Weihnachtsmärkte öffnen, Chöre singen.
Und es gibt deftige Würste und Bier vom Fass.
Im Frühling machen die Prager Gärten die Stadt zur blühenden Metropole. Ihren Beinamen Goldene Stadt bekam sie wegen der in der Sommersonne glänzenden Turmspitzen. Trübe Herbsttage zeigen Prags melancholische Seite. Ein besonderer Zauber liegt über der Goldenen Stadt, wenn sie weiß wird. In der Adventszeit öffnen die Weihnachtsmärkte, überall leuchten festlich geschmückte Auslagen in den Geschäften und der Duft von Glühwein, gerösteten Mandeln und Tannenzweigen zieht durch die Gassen der Altstadt.
Martin Preusker kam vor einigen Jahren als Journalist in die tschechische Metropole und blieb - der Liebe zur Stadt und zu seiner tschechischen Freundin Helena wegen. Für den jungen Deutschen gehören vor allem der festlich geschmückte Weihnachtsbaum auf dem Altstädter Ring, der Märchenfilmklassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und das traditionelle Gericht Karpfen mit Kartoffelsalat zur tschechischen Weihnacht.
„Es ist immer wieder ein erhabener Moment, wenn am ersten Adventswochenende die Lichterketten des Weihnachtsbaumes angeschaltet werden“, erzählt er. Am 1. Dezember um 17.00 Uhr warten Tausende Zuschauer auf diesen Moment. Dann tauchen die unzähligen Lichter des festlich geschmückten Baumes den von historischen Gebäuden eingerahmten Platz in ein stimmungsvolles Licht. So eröffnet der Klassiker unter den Prager Weihnachtsmärkten. Viele Besucher versammeln sich vor der großen Bühne. Weihnachtschöre treten auf, und Kinder spielen kleine Theaterstücke. Der Weihnachtsmarkt am Altstädter Ring hat bis zum Neujahrstag geöffnet. Der zweite große Markt auf dem Wenzelsplatz schließt sogar erst am 6. Januar.
Unverzichtbar im Prager Advent ist der Wettstreit um die schönste Krippe in den Kirchen der Stadt. Prachtvolle, handgeschnitzte Figuren schmücken die Gotteshäuser. Eine Pilgertour von Kirche zu Kirche lohnt. „Schauen Sie mal beim Jesuskind vorbei“, empfiehlt Preusker. Die nur 47 Zentimeter große Wachsstatue liegt im Mittelaltar der Kirche St. Maria de Victoria in der Karmelitska-Straße. Der Sage nach soll das Prager Jesuskind die Stadt vor der Pest und dem Dreißigjährigen Krieg bewahrt haben. In der Weihnachtszeit ist die kleine Figur besonders liebevoll geschmückt.
Auch musikalisch haben die Kirchen einiges zu bieten: Ein besonderes Erlebnis ist die Aufführung der „Böhmischen Hirtenmesse“ von Jan Jakub Ryba in der barocken Nikolaikirche am Altstädter Ringplatz. Das 1796 komponierte Werk verbindet die lateinische Messe mit den volkstümlichen Traditionen der böhmischen Weihnacht. Sie wird auch im Ständehaus aufgeführt, das zu den schönsten historischen Theatergebäuden Europas zählt. Die Messe gilt bis heute in Tschechien als die Weihnachtsmesse schlechthin. Selbst in den Jahren kommunistischer Unterdrückung zelebrierten die Tschechen sie.
Einen idyllischen Weihnachtsspaziergang können Prag-Urlauber zum Beispiel auf den Petrin machen, den Hausberg von Prag. Auch nicht fehlen darf ein Besuch des Klosters Strahov. Dort bietet sich der vielleicht schönste Blick auf die Stadt und das Gelände der Prager Burg, den Hradschin. Spätestens von dort nehmen Urlauber unvergessliche Eindrücke vom winterlichen Prag mit nach Hause.