Sidney Crosby: Der zähe Weg zurück aufs Eis
Pittsburgh (dpa) - In der NHL beginnen die Trainingscamps. Der größte Star muss sich jedoch weiter gedulden. Sidney Crosby von den Pittsburgh Penguins fällt seit Januar mit einer Gehirnerschütterung aus - wie lange noch, weiß niemand.
Er führte als jüngster Kapitän der National Hockey League (NHL) die Pittsburgh Penguins 2009 zum Meistertitel und schoss Kanada ein Jahr später in Vancouver zum Olympiagold. Im Sommer 2011 freut sich Sidney Crosby schon, wenn er mal einige Tage lang keine Kopfschmerzen hat. Der Eishockey-Superstar leidet enorm. „Es ist ein harter Weg, aber bislang ist es positiv verlaufen. Mental fühle ich mich gut, war richtig glücklich die vergangenen Wochen“, sagte der 24-Jährige kürzlich auf einer Pressekonferenz in Pittsburgh.
Neben ihm saßen die Neurologen Dr. Michael Collins, Dr. Ted Carrick und Penguins-Manager Ray Shero. Alle vier lächelten und verbreiteten Zuversicht. In den vergangenen Monaten waren erste Gerüchte über ein mögliches Karriere-Ende von Crosby aufgekommen. „Rücktritt? Nein“, betonte dieser energisch. Wann der Stürmer mit der Rückennummer 87 jedoch wieder übers Eis und durch die gegnerischen Abwehrreichen wirbelt, konnten weder er noch einer seiner Nebenleute sagen.
Crosby kränkelt - und das bereitet nicht nur Pittsburgh Kopfschmerzen, sondern auch der Liga. „Sid the Kid“ galt bis zu seiner Verletzung als bester Eishockey-Spieler der Welt. In der Vorsaison hatte er in 41 Spielen 32 Tore erzielt und 34 Treffer vorbereitet. Crosby traf genauso oft wie Alexander Owetschkin, Russlands Eishockey-Rastelli von den Washington Capitals, in 79 Partien.
Ein so genannter „blindsite hit“, quasi eine Kopfnuss aus dem toten Winkel, von Capitals-Center David Steckel am 1. Januar im „Winter Classic“ war der erste Nackenschlag. „Er hat mich klar am Kopf getroffen, aber mehr weiß ich nicht mehr“, meinte Crosby damals. Vier Tage später knallte ihn Victor Hedman vom Club Tampa Bay Lightning derartig mit dem Kopf vorweg in die Bande.
Es folgten Monate, in denen die Vision Playoffs möglich erschien, von der Wirklichkeit jedoch schnell eingeholt wurde. Wenn die Schmerzen am stärksten waren und der Kopf zu platzen drohte, mochte Crosby nicht einmal Auto fahren oder das Radio einschalten. Selbst das Anschauen von Videoaufzeichnungen im Rahmen eines Team-Meetings war „viel zu stressig. Ich hatte große Probleme, mich zu konzentrieren“.
Heute fühlt er sich viel besser. Crosby und seine Ärzte sprechen gar von „beeindruckenden Fortschritten.“ Collins ist „äußerst zuversichtlich“, dass sein prominenter Patient keine langzeitlichen Probleme haben wird. Dennoch wagt sich der Spezialist, der im Jahr mehr als 4000 Gehirnerschütterungen behandelt, nicht auf dünnes Eis und hält sich mit Comeback-Prognosen zurück. Auch Carrick attestierte dem Star „signifikante Fortschritte.“
Trotzdem leidet Crosby noch an Gleichgewichts-Störungen und klagt hin und wieder über Kopfschmerzen. „Bevor er zurückkommt, muss er hundertprozentig gesund sein, ohne jegliche Symptome“, sagte Collins. Unlängst war Crosby zu 80 bis 90 Prozent belastbar, ehe der Kopf wieder schmerzte. Und deshalb ist er bei allem Ehrgeiz kein Dickschâdel, sondern ein kluges Köpfchen. „Vielleicht würden 90 Prozent schon reichen, vielleicht aber auch nicht. Ich will das Risiko nicht eingehen.“