Fairphone: Das Smartphone für das reine Gewissen geht in die Produktion
Ein Smartphone aus konfliktfreien Rohstoffen, das unter menschenwürdigen Bedingungen produziert wird? Das geht, dachten sich vor drei Jahren die Gründer eines niederländischen Start-Ups. Jetzt beginnt die Produktion des Fairphone.
Düsseldorf. Jeder der sich ein wenig mit dem Thema beschäftigt, weiß es. Und doch wird die unbequeme Wahrheit gerne verdrängt: Unsere Smartphones, Tablets und Computer werden nicht von glücklichen und hochbezahlten Fachkräften in lichtdurchfluteten Fabriken zusammengebaut. Viel mehr herrschen in der Produktion unserer Elektronikspielzeuge Zustände, die in Europa schlicht nicht akzeptiert würden. Immer wieder macht etwa der taiwanesische Hersteller Foxconn von sich reden. Allerdings macht der Produzent von zahlreichen Apple-Produkten nicht durch Erfolgsmeldungen Schlagzeilen, sondern durch Nachrichten von Protesten gegen schlechte Arbeitsbedingungen, Unterdrückung, Arbeitsunfällen und den Suizid von Arbeitern.
Neben den unsäglichen Arbeitsbedingungen ist auch die Herkunft der Rohstoffe oft ein Problem. Häufig kommen sie aus Krisenregionen Afrikas, wo der Rohstoffabbau Despoten oder Kriegsparteien unterstützt, oder wo die Arbeiter ausgebeutet werden.
"Wie schön wäre es doch, wenn man ein faires Gadget haben könnte", dachten sich vor mehr als drei Jahren die Gründer des niederländischen Start-Ups "Fairphone". Ihr Plan: Ein konkurrenzfähiges Smartphone, bei dem die Rohstoffe aus nachhaltiger Förderung stammen, Arbeiter fair behandelt werden und das auch kontrolliert wird. Auch wichtig: Offene Software und Umweltverträglichkeit.
Keine einfache Aufgabe: Eine komplett faire Produktionskette musste aufgebaut werden. Von zertifizierten Zulieferern bis hin zu einer Fabrik, deren Arbeitsbedingungen den selbstgesetzten Standards genügt. Die Suche nach einem Produktionspartner in Europa blieb erfolglos. Die Wahl fiel schließlich auf ein Unternehmen in China. Angesichts der kleinen Menge an Geräten, die Fairphone zu produzieren erwartet, wurden den Firmenvertretern dort allerdings anfangs nicht der rote Teppich ausgerollt.
Am 17. Juni beginnt die Produktion
Mittlerweile ist man sich einig geworden und das Fairphone ist der Markteinführung einen Schritt näher. Das Prinzip ist recht einfach: Interessierte Käufer geben im Internet eine Vorbestellung ab und zahlen den erwarteten Kaufpreis von rund 325 Euro per Vorkasse an das Unternehmen. Das gesetzte Ziel von 5000 Vorbestellungen haben die Niederländer in dieser Woche erreicht, wie sie in ihrem Blog mitteilen. Nun können Anzahlungen geleistet werden und die Zusammenstellung von Hard- und Software in Angriff genommen werden. 20000 Einheiten sollen zunächst gebaut werden. "Wir sind mehr als ein Telefon, wir sind eine Bewegung", heißt es stolz.
Die angekündigten inneren Werte des Fairphone klingen vielversprechend. Es soll mit Googles offenem Betriebssystem Android laufen, einen Vierkernprozessor bekommen, 16 Gigabyte internen Speicher, ein Gigabyte Arbeitsspeicher, zwei Kameras (8 MP Hauptkamera, 1,3 MP Zweitkamera), eine austauschbare Batterie, ein 4,3 Zoll Display mit 960 zu 540 Pixeln. Außerdem soll es die Möglichkeit geben, zwei Sim-Karten nebeneinander zu nutzen. Soweit so gut.
Im Herbst sollen die ersten Einheiten ausgeliefert werden. Diejenigen, die durch ihre Vorbestellung zum Start des Projekts beigetragen haben, sollen mit ihren Geräten eine Überraschung erhalten.