Serie: Gastro-Tipps Privatrestaurant - Wenn Hobbyköche einladen
Supper Clubs sind der neueste Trend in Sachen kulinarischer Abenteuer. Dabei reserviert man bei Köchen in deren vier Wänden einen Tisch.
Unter Freunden isst man nie alleine. Das haben sich auch Angie und Fabian aus Düsseldorf gedacht. Die beiden betreiben als Hobbyköche den Blog riceandbread.de. Da sie die südostasiatische Küche lieben, ist es nicht immer leicht, das richtige gastronomische Angebot in ihrer Stadt zu finden. Also haben sie sich entschlossen, einen eigenen „Supper Club“ zu eröffnen. Damit greifen sie einen Trend auf, der sich von der Karibikinsel Kuba kommend so allmählich auch in Deutschland breit macht: gemütlich essen und trinken in fremden Wohnzimmern.
Dabei treffen Menschen aufeinander, die sich in aller Regel zuvor noch nie gesehen haben. Die meisten von ihnen treibt die Lust auf gutes Essen und Neugier in diese Supper Clubs, die es in dieser Form bisher nur in wenigen Großstädten gibt. Im Internet findet man Plattformen, die diese Menschen zusammenbringen.
Aber nicht alle Supper Clubs sind online zu finden. Viele bleiben im kulinarischen Untergrund und machen nur durch Mundpropaganda auf sich aufmerksam. Und wie funktioniert das Ganze? Wer gerne bei einem Guerilla-Koch in fremden Wohnzimmern dinieren möchte, sucht sich über soziale Medien einen potenziellen Gastgeber. Der lädt zum gemeinsamen Essen ins eigene Wohnzimmer ein. Die Anmeldung erfolgt meistens per E-Mail. Nach dem Essen wirft man seinen Obolus in ein Sparschwein – fertig. Der Beitrag kann ganz unterschiedlich ausfallen: Entweder wird ein fester Betrag vereinbart oder jeder gibt so viel, wie er mag.
Ob man sich kennt oder wildfremd ist, spielt keine Rolle
Was in Deutschland eher in der rechtlichen Grauzone vonstatten geht, ist in den USA und im Ursprungsland Kuba gang und gäbe. Auf der sozialistischen Insel laden sich Familien seit jeher zum Abendessen ein. Ob man sich kennt oder wildfremd ist, spielt dabei keine Rolle. Hauptsache, es kommen Menschen zusammen, die ein paar gemütliche Stunden beim Essen verbringen und nicht so viel Geld ausgeben möchten. Auch Touristen werden gerne in die eigenen vier Wände eingeladen, damit sie echtes kubanisches Essen und das damit verbundene Lebensgefühl kennenlernen können. Das ist gelebte Gastfreundschaft.
Im Laufe der Jahre ist dieser kulinarische Trend über den großen Teich nach Deutschland geschwappt. Doch wirklich viele Supper Clubs gibt es hier nicht. Von ungefähr 60 ist die Rede, wenn man Szene-Kenner fragt. Die meisten Angebote findet man in Berlin. Aber auch in Düsseldorf, Wuppertal und Krefeld soll es eine Handvoll dieser besonderen privaten Restaurants geben.
In der eigenen Küche gelten andere Regeln als in Restaurants
Ist ein Supper Club überhaupt legal? Auf diese Frage können Experten keine genauen Antworten geben. Rein rechtlich werden den Initiatoren keine Steine in den Weg beziehungsweise in den Topf gelegt. Problematisch wird es jedoch, wenn eine Gewinnerzielung angestrebt wird. Sobald mit dem privaten Restaurant Geld verdient wird, ist es ein Gastronomiebetrieb, dessen Führung einer Konzession bedarf. Wenn mit den Beiträgen auf rein privater Basis nur die Unkosten gedeckt werden, geht das in Ordnung. In der eigenen Küche kann jeder machen, was er will und muss sich auch nicht an Hygiene- oder Brandschutzvorschriften halten. Da hat auch die amtliche Lebensmittelkontrolle nichts zu suchen.
Supper Clubs können übrigens sogar ein berufliches Sprungbrett sein. Aus der Not heraus hatte ein in New York lebendes Ehepaar aus Vietnam ein Underground-Restaurant eröffnet. Damit wollten die leidenschaftlichen Köche während ihrer Arbeitslosigkeit ein paar Dollars hinzuverdienen. Das Essen kam bei den Gästen so gut an, dass sie tolle Bewertungen auf einschlägigen Portalen bekamen und selbst etablierte Restaurants auf die Plätze verwiesen. Aufgrund der Publicity wurde auch das Gesundheitsamt auf die Garküche im Wohnzimmer aufmerksam und untersagte schließlich die Fortführung. Kurze Zeit später eröffnete das kochende Ehepaar sein eigenes Restaurant mit dem Segen des Amtes.
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