Debatte über strengere Regeln Darum hält Christian Drosten strengere Reise-Einschränkungen für sinnvoll

Berlin · Angesichts der Risiken durch Mutationen des Coronavirus erwägt die Bundesregierung laut einem Bericht weitere Einschränkungen im Reiseverkehr. Virologe Christian Drosten erklärt, warum das trotz sinkender Fallzahlen in Deutschland Sinn machen würde.

Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie, Charité Berlin, nimmt an einer Pressekonferenz zur aktuellen Lage in der Corona-Pandemie teil.

Foto: dpa/Fabrizio Bensch

In der Debatte um die Drosselung des touristischen Reiseverkehrs im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat der prominente Virologe Christian Drosten Einschränkungen als "aus wissenschaftlicher Sicht" sinnvoll bezeichnet. Angesichts sinkender täglicher Corona-Fallzahlen in Deutschland "muss man natürlich auf das achten, was von Außen kommt", sagte der Leiter der Virologie an der Berliner Charité Berlin am Dienstagabend in den ARD-"Tagesthemen".

Je stärker die Ausbreitung des Coronavirus innerhalb Deutschlands gebremst werde, "desto wichtiger wird das, was von Außen eingeschleppt wird", sagte Drosten in Bezug auf die Sorge wegen der Ausbreitung von Virus-Mutanten.

Der Virologe, der die Bundesregierung berät, riet zugleich in der Debatte um mögliche Lockerungen der derzeitigen Corona-Restriktionen zu Vorsicht: "Wir werden zu irgendeinem Zeitpunkt so viele Menschen geimpft haben, dass das Virus sich nicht mehr von selbst verbreitet. (...) Die Frage ist nur: Wie lange dauert das?" Er sei sich nicht sicher, dass dies schon in nächster Zeit geschehen werde. Wenn die Maßnahmen jetzt einfach beendet würden, "dann werden wir sicherlich erleben, dass das Virus sich wieder ganz stark vermehrt".

Der aktuelle harte Lockdown in Deutschland gilt noch bis zum 14. Februar. FDP-Chef Christian Lindner verlangte am Dienstag eine klar definierte Perspektive für Lockerungen der Beschränkungen.

Corona in Deutschland: Bundesregierung denkt über weitere Einschränkungen im Reiseverkehr nach

Angesichts der Risiken durch Mutationen des Coronavirus denkt die Bundesregierung nach Informationen von «Bild» über weitere Einschränkungen im grenzüberschreitenden Verkehr nach. «Die Gefährdung, die von den zahlreichen Virus-Mutationen ausgeht, verlangt von uns, dass wir auch drastische Maßnahmen prüfen und in der Bundesregierung diskutieren», sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zu «Bild» (Dienstag). Dazu gehörten «deutlich schärfere Grenzkontrollen», besonders an den Grenzen zu Hochrisikogebieten, «aber auch die Reduzierung des Flugverkehrs nach Deutschland auf nahezu Null». Das Bundesinnenministerium äußerte sich zunächst nicht zu konkreten Planungen für neue Einreise-Regelungen.Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beklagte gut ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie mangelndes Tempo im Kampf gegen das Virus. «Die Schnelligkeit unseres Handelns lässt sehr zu wünschen übrig», sagte sie am Dienstag beim Online-Treffen des Weltwirtschaftsforums. Nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung hat sich Merkel in einer Videokonferenz mit Fraktionschefs der Union für weitere Einschränkungen ausgesprochen. «Uns ist das Ding entglitten. Wir müssen noch strenger werden, sonst sind wir in 14 Tagen wieder da, wo wir waren», wird sie laut «Bild» von Teilnehmern zitiert.

(AFP)