„Das werde ich nie vergessen“

Sie arbeiten fast rund um die Uhr und haben jede Menge Spaß dabei. Eine Freiwillige berichtet.

Düsseldorf. Die Sache mit der Spannung hat sich Annika Könemann ein wenig prickelnder vorgestellt. Doch trotzdem ist sie begeistert. Mit hochroten Wangen, strahlend hellblauen Augen und dem klassisch-roten T-Shirt kommt sie aus dem Pressezentrum. Ihre Schicht ist zu Ende. „Die Zeit hinter den Türen des Pressezentrums vergeht immer wahnsinnig schnell“, sagt sie und lacht. Die 24-Jährige ist eine der 545 Freiwilligen, die beim Eurovision Song Contest für alle Fragen, Wünsche und Sorgen bereit steht — ohne Bezahlung, aber mit Freude. Dafür musste sie ein Casting mit rund 5000 Aspiranten durchlaufen.

Die Studentin hat eine abwechslungsreiche Aufgabe erwischt — sie betreut hunderte Journalisten aus aller Welt im Pressezentrum, ist stets im Zentrum des Geschehens. „Wenn die Delegationen zu ihren Gesprächen kommen, wird es auch immer super interessant“, sagt sie. Zu ihren Aufgaben gehört es vor allem, freundlich zu sein und manche der Sängerinnen noch einmal schnell in die Maske zu begleiten. „Ganz nebenbei kann man hier auch noch seine Fremdsprachen verbessern.“ Meistens spreche sie Englisch. Ein eingefleischter Fan des ESC ist sie aber nicht. „Natürlich habe ich das immer mal wieder im Fernsehen verfolgt, doch die Idee, hier mitzumachen, hatte eine Kommilitonin von mir.“ Neben ihrer neuen Aufgabe, Sänger und Presseleute zu betreuen, studiert sie Medien- und Kommunikationswissenschaften. „Vielleicht bringt mich die Arbeit hier auch in meiner Berufswahl weiter.“ Frei genommen hat sich die gebürtige Frankfurterin für die zwei arbeitsreichen Wochen aber nicht. „Die Uni geht weiter. Dort ist der ESC auch kein so großes Thema.“

„May I help you“ steht in großen Buchstaben auf dem Rücken ihres knallroten T-Shirts gedruckt. Zu der Arbeitskleidung, die gerade einen guten Teil des Stadtbilds prägt, gehören außerdem Taschen, Jacken und Kappen. Modisch sind die Sachen nicht, doch sollen sie auch eher praktisch sein — denn hinter jeder großen Show stecken viele fleißige Helfer.

Bei einer kurzen Einführungsrunde wurde den Volunteers beigebracht, wie man freundlich auch zu unfreundlichen Gästen ist. Doch seien ihr noch gar keine unhöflichen Menschen begegnet. Schließlich gehe es bei der Veranstaltung, die unter dem Motto „Feel your heart beat“ steht, ja auch um Herzlichkeit und Spaß. „Da sollte jeder, der hier ist, lachen und einfach Spaß haben.“ Für die kommenden Tage erhofft sich Annika Könemann noch einmal einen Stimmungsschub. „Wenn’s richtig losgeht, wird hier sicher noch alles verrückter.“ Sobald die 24-Jährige aus der Bahn aussteigt und ihren Job beginnt, sei es aber sowieso schon wie ein Abtauchen in eine andere Welt. „Das sind Erfahrungen, die ich nie vergessen werde — dafür muss ich auch nicht bezahlt werden.“