Genauer gesagt sind wir — Piet und Alexandra mit Jonas (1) sowie Christine und ich — Großstadtbauern. Unsere Scholle in Niederkassel, zehn Fahrradminuten von Derendorf entfernt, soll uns gemüsetechnisch durch den Sommer bringen. Dafür jäten, mulchen, hacken, setzen, sähen und zahlen wir. Nach der Erfahrung aus dem vergangenen Jahr sollte es noch für die Nachbarn und Arbeitskollegen mit reichen.

Gemüse aus eigenem Anbau schmeckt besser, ist gesund, unbehandelt und umweltfreundlich — und macht vor allem stolz. Nur wer schon einmal eine Schäferhund-große Zucchini sanft in seinen Armen wiegte, wer einmal mit Brückenpfeiler-dicken Porreestangen nach Hause kam, der kann das nachvollziehen. Doch bis es in diesem Jahr wieder so weit ist, gilt es für uns, Prüfungen zu überstehen. Die erste ist die eigene Unwissenheit.

Ganz Großstadtbauer regeln wir das mit dem Smartphone. Sprießt auf dem Acker etwas Undefinierbares, wird es sofort per Foto verschickt und von der Bauern-Community — früher nannte man das Kolchose — erkennungsdienstlich behandelt. Jedes Grün hat eine faire Fifty-Fifty-Chance: jäten oder pflegen. Die zweite Prüfung ist immerhin leichter zu erkennen: Fressfeinde. Schneckenhorden machen sich über fast erntereife Radieschen her, im Boden haben Kartoffelkäfer den harten Winter überlebt und kommen nun als schwarz-gelbe Bedrohung empor.

Noch bevor die erste Ernte eingefahren ist, gilt es, die Scholle zu verteidigen. Einsammeln und töten. Knallhart — ohne Chemie. Es ist unser Kohlrabi — und wir werden für ihn kämpfen. Hier in Niederkassel, wo aus Büromenschen Rucola-Rambos werden können.