Gast-Beitrag Wolfgang Rolshoven Ein neuer Anlauf für einen starken Wirtschaftsraum
Die Gründung des Vereins „Metropole Rheinland“ ist eine große Chance.
Die Akte „Metropole Rheinland“ hat auf ihrem langen Wanderweg zwischen „aktuell“ und „vergessen“ längst Staub angesetzt. Allen vollmundigen Erklärungen und hoffnungsvollen Positionspapieren zum Trotz: Es scheint, als wolle eine national wie international belastbare Organisation des starken Wirtschaftsraumes rund um Köln und Düsseldorf nicht gelingen. Die Losung „Gemeinsam sind wir stark“ hat zwar den Auf- und den Niedergang des Themas überdauert, aber das war’s denn auch. Noch in diesem Jahr soll es einen neuen Anlauf geben. Geplant ist die Gründung eines Vereins, in dem Städte, Kreise und Wirtschaftsverbände sitzen. Köln und Düsseldorf haben sich, so hört man, geeinigt: Der Verein wird seinen Sitz in Köln haben, sein Vorsitzender soll Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel sein. Balance nennt man das. Schon der Verlauf der Gründungsversammlung wird zeigen, wie ernst es den Mitgliedern bei der Formalisierung von gemeinsamen Interessen ist. Wie immer, könnte am Ende Geld (sprich Zuschüsse) einen verbreiteten Egoismus bezwingen. Das hat zwar im Kern wenig mit besseren Einsichten zu tun, aber wirksam ist es dennoch.
Die Metropole Ruhr hat sich längst gegründet. 53 Ruhrgebietsstädte haben sich unter ein Dach gestellt und sich an das große Thema Infrastruktur-Reform gemacht - vom Wohlwollen der ruhrgebietsaffinen Landesregierung begleitet. Und wenn es um finanzielle Stützaktionen für die strukturschwachen Regionen geht, ist Brüssel in Reichweite.
Der Verein „Metropole Rheinland“ bringt vergleichsweise mehr auf die Waage. Der Wirtschaftsraum Düsseldorf-Köln hat deutlich bessere Kennziffern, aber ganz sicher nicht weniger Probleme als das frühere Bergbauland an der Ruhr. Unübersehbar ist das Gefälle zwischen Stadt und Land nicht nur in Fragen der Digitalisierung. Die einvernehmliche Abstimmung in Fragen des Flächenangebotes für Industrie, Gewerbe und Wohnen ist überfällig. Die Probleme bei der Gewerbesteuer behindern nach wie vor Gemeinsamkeiten, wenn es etwa um die Ansiedlung von neuen Betrieben geht. Ein internationales Standort-Marketing ist derzeit kaum möglich, etwa weil es keine geordnete Kultur- und Hochschullandschaft gibt. Die Verkehrsinfrastruktur wartet auf Koordinierung. Der zu gründende Verein hat eine Chance — zweifellos. Er könnte die Startrampe für eine Organisationsform sein, die am Ende sogar parlamentarisch kontrolliert wird. In der Sache haben sich alle Anstrengungen in der Vergangenheit gelohnt. Aber nur der Glaube versetzt Berge. Und die sind verdammt hoch.
Wolfgang Rolshoven ist Baas der Düsseldorfer
Jonges