Auf einen Kaffee mit ... Erich Rutemöller: „Die Bundesliga muss die Perspektive sein“
Erich Rutemöller hat viel erlebt im Fußball. In der WZ-Reihe „Auf einen Kaffee mit“ sagt er, wie er Fortuna entwickeln will.
Herr Rutemöller, Sie kennen Köln und Düsseldorf, wissen, dass Geduld bei den beiden Vereinen nicht gerade großgeschrieben wird. Lassen sich die Konzepte der Fortuna langfristig umsetzen, wenn es um Nachwuchsarbeit geht und darum, eine identifikationsstarke Mannschaft aufzubauen?
Erich Rutemöller: Die Geduld muss man haben, auch wenn man unter Zeitdruck steht. Es hilft, dass es bei den Profis wie im Moment gut läuft. Dann gibt es weniger Druck nach unten. Jeder weiß, dass die Ausbildung im Juniorenbereich keine Sache von Wochen oder Monaten ist, sondern von Jahren.
Wie hat sich das Leistungszentrum entwickelt, und wie soll es da weitergehen?
Rutemöller: Wichtig ist erst einmal, dass wir neue Gebäude bekommen. Und so ist es Motivation pur, sich damit zu beschäftigen. Es geht natürlich nicht nur um Steine, sondern auch um Beine. Wir setzen da vor allem auf die Trainer. Ich erwarte top-ausgebildete und weitergebildete Trainer, die sich um die Talente kümmern. Da arbeiten wir dran. Der Verein verfügt nicht über unbegrenzte Mittel.
Wie kann man die vorhandenen Möglichkeiten geschickt einsetzen?
Rutemöller: Das ist richtig, dass wir an bestimmten Stellen sparen müssen. Aber da erwarte ich ein gewisses Geschick vom Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Frank Schaefer muss da mit seinem Budget haushalten und kreativ sein.
Wie kann es gelingen, dass weiter eine große Durchgängigkeit vom Jugend- in den Profibereich gegeben ist?
Rutemöller: Das ist der wichtigste Punkt in der Jugendarbeit. Der Übergang ist ganz wichtig. Natürlich sind wir auch da von den Trainern abhängig. Es ist ein großer Sprung, und das wird die Hauptaufgabe sein, diesen Spagat zu schaffen — von der höchsten Juniorenklasse dann in den Profikader.
Falls es sportlich nicht läuft, ist dann das Konzept durchzuhalten?
Rutemöller: Ja, da gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Ich halte es nicht für sinnvoll, die U23 abzuschaffen, wie es Bayer Leverkusen gemacht hat. Wir brauchen einen Unterbau. Wir müssen mit den Talenten verantwortungsvoll umgehen und ihnen auch den Übergang in andere Vereine erleichtern. Denn es schaffen bei Weitem nicht alle den Sprung.
Wie können Sie ihre Erkenntnisse und Verbindungen einbringen, die Sie im Ausland gesammelt haben?
Rutemöller: Ich habe überall unterschiedliche Ansätze gefunden. Wir arbeiten im Fußball aber inzwischen so global, dass wir uns im höheren Leistungsbereich international bewegen und meine Verbindungen und Kontakte nutzen können, um ausländische Jugendspieler zu uns zu holen.
Wie früh sollte man bei Talenten anfangen? Ist es sinnvoll, bereits einen 13-Jährigen zu verpflichten?
Rutemöller: Ich bin nicht dafür, so früh diese Spieler in ein Internat zu stecken und aus ihrem Umfeld rauszureißen. Ich befürworte es, im C-Juniorenbereich damit anzufangen.
Die Konkurrenz im direkten Umfeld ist durch mehrere Bundesligisten groß. Wie kann man da trotzdem erfolgreich arbeiten?
Rutemöller: Überzeugen können wir durch gute Arbeit und eine nahezu perfekte Betreuung. Die Jungs sollen sich wohlfühlen und sich mit dem Verein identifizieren. Das klingt zwar abgedroschen. Aber Fortuna hat einen guten Namen. Dieses Trikot zu tragen, ist etwas Besonderes, auch über die Stadt hinaus. Es muss über die emotionale Schiene genauso gehen, wie über gute Ausbildung. So wollen wir Talente binden.
Wie wichtig ist da die Kommunikation mit dem Trainerteam der Profis?
Rutemöller: Dazu zählt auch Frank Schaefer als Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums. Es muss eine durchgängige Kommunikation und Zusammenarbeit geben. Das ist enorm wichtig, wenn dieser Kontakt gepflegt wird.
Hilft da, dass derzeit mehrere Talente den Sprung in den Profikader geschafft haben?
Rutemöller: Natürlich. Wir werden beobachtet. Gerade die jungen Spieler werden darauf achten, ob Fortunas Talente eingesetzt werden. Und dass die Chance gegeben ist, kann ein Kriterium für die Wahl des Vereins sein.
Wie sieht das ideale Zukunftsbild in den nächsten zwei, drei Jahren aus?
Rutemöller: Düsseldorf gehört in die Bundesliga. Ob das in zwei, drei Jahren so sein wird, weiß ich nicht. Aber das muss die Perspektive sein, auf die wir hinarbeiten — einen Bundesligisten zu haben, der vom Unterbau mit der Konkurrenz mithalten kann. Man sieht ja am 1. FC Köln, wie positiv sich das entwickeln kann. Was unsere Perspektive angeht, bin ich sehr optimistisch. Ich kenne die Entwicklung und die handelnden Personen. Ich will nicht alles in rosarot malen, aber in den entscheidenden Positionen sind wir sehr gut aufgestellt.
Was wünschen Sie sich für die nähere Zukunft?
Rutemöller: Dass wir eine stabile Saison spielen, dass wir in keiner Phase zittern müssen. Ich wünsche mir, dass wir uns von Rückschlägen nicht verrückt machen lassen. Und wir die Möglichkeit erhalten, weiter nach vorne zu schreiten.