Am Küchentisch mit Katrin Schindler Feiern und Planen am 300 Jahre alten Kneipentisch
Der Küchentisch ist ein Symbol für Kommunikation und Genuss. Die WZ nahm Platz bei Künstlern, die etwas zu erzählen haben. Heute: Katrin Schindler, Leiterin der Komödie.
Düsseldorf. Er stand Jahrhunderte lang in einer böhmischen Dorf-Kneipe, ein recht kleiner länglicher Holztisch, an dem sechs Personen schon ein wenig zusammenrücken müssen. Das aus der Barockzeit stammende Möbelstück hat mehrere Umzüge hinter sich, zeigt sich aber noch gut in Schuss. Seit vielen Jahrzehnten befindet er sich im Besitz der Familie von Katrin Schindler (52), Chefin der privat geführten Düsseldorfer Komödie an der Steinstraße.
Ein paar Häuser neben dem Theatergebäude hat Katrin Schindler ihr privates Reich. Den Tisch, der zuerst in ihrer tschechischen Heimat und später in Berlin stand, passt zwar nicht in die kleine Küche, steht aber im Wohnzimmer unweit der Küchentür. Und als Küchentisch wurde das antike Stück aus mittelbraunem Holz auch über Generationen in der Familie Schindler gebraucht. „Viele Kindheitserinnerungen hängen an diesem Tisch“, sagt Katrin Schindler. An ihm habe einst so manches Erziehungsgespräch stattgefunden.
Das gute Stück stand nach der Kneipenauflösung ursprünglich für die Müllabfuhr auf der Straße. Der Entsorgung des antiken Sperrguts sei ihr Vater, der Tscheche war, zuvorgekommen, erzählt Schindler, die zweisprachig aufwuchs. Und schon bald sollte sich das Familienleben der Schindlers an dem historischen Tischchen abspielen. „Mein Abitur wurde daran gefeiert, und als mein Sohn über Weihnachten und Neujahr zu Besuch in Düsseldorf war, haben wir auch Silvester an dem Tisch verbracht.“
„Ich mag dieses Holz“, sagt Katrin Schindler. An Glastischen sitze sie dagegen nicht so gerne. Und der Schreibtisch im Theaterbüro sei auch nicht alleiniger Ort der Planungsarbeit. „Wenn ich mit meinem Mann den Spielplan ansehe und bespreche, dann tun wir das fast immer hier am Küchentisch, weil die Atmosphäre doch angenehmer ist als in einem Büro.“ Auch die Vorbereitung von Stücken gehe in der heimeligen Atmosphäre vonstatten. Und das gehe nicht gerade schnell über die Bühne. „Die Entstehung eines Spielplans braucht eine ganze Weile, weil man erst mal nur redet und dabei etwas isst.“
Irgendwann müsse dann eine Entscheidung getroffen werden. Und auch dafür biete sich der Küchentisch als bester Platz an. „Für mich ist die Küche ein wichtiger Ort, auch weil ich gerne koche und dabei auf andere Ideen komme“, erklärt Schindler. Kulinarik spiele schon keine kleine Rolle im Leben: „Ich habe noch nie in meinem Leben ein Fertiggericht gegessen.“ Alle Gespräche würden wiederum nicht in den Privaträumen geführt. „Mit einer Bank würde ich hier nicht verhandeln und auch keine problematischen Mitarbeiter-Gespräche führen.“ Doch ansonsten eigne sich der Esstisch im höchsten Maße zum Diskutieren querbeet über alle möglichen Themen. „Ich bin gerne Gastgeberin, und irgendwann kommt man ganz sicher aufs Theater zu sprechen, was mich ja auch 24 Stunden am Tag beschäftigt.“ Glücklicherweise sei er aber auch der Ort, wo man auch einmal abschalten könne.