Gastkommentar: Von Mutter Ey über Hofgarten-Kunst zum Carlsplatz:

Düsseldorf. Städte sind ständig auf Werbetour. Und das erfolgreich: Städtereisen sind „in“. Auch innerhalb Deutschlands. Magnetisch wirkt die Aussicht, etwas Besonderem zu begegnen.

Ende September 2017 wurde das Denkmal für Mutter Ey enthüllt. Im Bild: Bildhauer Bert Gerresheim (v.li.) und seine Vision der Mutter Ey. Rechts Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven und Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Foto: Melanie Zanin

Der Oper- oder Ballett-Premiere etwa, dem exklusiven Sportereignis, dem Volksfest. Oder einer grandiosen Ausstellung. Kunst und Kultur sind ebenso Lockstoffe wie Brauchtumsveranstaltungen oder Aufsehen erregende Bauwerke. Keine Frage: Was sich im Bereich des Dreischeibenhauses entwickelt, wird magnetische Wirkung entfalten.

Wolfgang Rolshoven ist der Baas der Jonges.

Foto: Schaller, Bernd (bes)

Hier ist die Rhein-Stadt Düsseldorf ganz gut positioniert. Die Frage, die mich bewegt: Welche Eindrücke nimmt ein Besucher eigentlich mit? Anders: Was bleibt?

Medienfachleute wissen: Weniger das singuläre Ereignis als vielmehr die gute Geschichte bleibt in Erinnerung. Wenn oder weil sie berührt oder — wie man so sagt — ins Herz trifft.

Düsseldorf trägt viele Geschichten in sich. Eine ist gerade dazu gekommen: Es fällt auf, wie viele Menschen Interesse zeigen an der neuen Mutter-Ey-Figur in der Altstadt. Jeder Stadtführer ist scharf auf Geschichten, die erlebensfähig sind. Eine Mutter Ey kann man erleben. Vielfach erzählen auch Denkmäler solche Geschichten. Der Bildhauer Bert Gerresheim etwa hat es darauf geradezu angelegt.

Aus Sicht der meisten Stadtverantwortlichen ist das Henry-Moore-Kunstwerk im Hofgarten für die Internationalität der NRW-Landeshauptstadt bedeutsam. Mit der Anleitung zu Produktion und Konsum eines Soleis lässt sich das nicht vergleichen. Und doch: Oft sind es lebensnahe Besonderheiten, Sprache wie Gebräuche, die den Kick ausmachen und im Gedächtnis bleiben. Insoweit ist die gerade gestartete Carlsplatz-Führung ein Gewinn. Sie führt auf das „typisch Düsseldorf“ zurück. Japaner, die in ihr Land zurückkehren, schwärmen vom „typisch Düsseldorf“ nach Jahren noch.

Beispielhaft vermarktet London blutige Geschichte und Geschichten. Gegenbeispiel: Die Nachbarstadt Ratingen hat noch nicht durchgehend begriffen, dass sie als sagenhafte „Dumeklemmerstadt“ (wer in Ratingen geboren wird, hat einen platten Daumen) selbst international viel mehr punkten könnte. Zumindest eine hochattraktive und emotionale Geschichte schlummert als Schatz in Düsseldorfer Archiven - die Geschichte der Herzogin Jacobe von Baden, die vor mehr als 400 Jahren nahe dem Rathaus unter ungeklärten Umständen ermordet wurde und seitdem als Geist im Schlossturm auf der Suche nach ihren Mördern ist. . .