Islamkunde: Gut, aber selten
Nur ganz wenige Schüler profitieren von dem Projekt. Eine Schule hat sich deswegen jetzt etwas besonderes einfallen lassen.
Düsseldorf. An der Grundschule Adam-Stegerwald-Straße haben Eltern und Lehrer zur Selbsthilfe gegriffen. Nachdem ihnen der Islamkunde-Unterricht gestrichen wurde, haben die Schüler als Alternative ein nachmittägliches Angebot bekommen. Eine Mutter mit Lehrerausbildung aus der Türkei unterrichtet das Fach nun als AG.
"Wir waren eine der ersten Schulen in Düsseldorf, die einen Lehrer für Islamkunde eingestellt hat", erinnert sich Schulleiterin Astrid Suard. Der sei aber von der Bezirksregierung im Sommer 2008 abgezogen und stattdessen an weiterführenden Schulen eingesetzt worden.
An der Adam-Stegerwald-Straße nehmen 33 der 40 muslimischen Kinder an der Islamkunde-AG teil. Astrid Suard ist froh darüber, dass die Kinder an der Schule etwas über den Islam lernen: "Hier gibt es ein für mich nachvollziehbares Konzept. An der Koranschule, weiß ich nicht, was den Kindern vermittelt wird."
Der Sonderfall der Grundschule mit der Islamkunde-AG wirft ein Schlaglicht auf die Situation an Düsseldorfer Schulen. Zehn Jahre nach Einführung des Fachs gibt es drei Lehrer, die an sieben Schulen unterrichten - sieben von rund 160 allgemeinbildenden Schulen in der Stadt. Das heißt, dass es in Düsseldorf für die überwältigende Mehrheit der rund 11.600 Schülerinnen und Schüler mit muslimischem Hintergrund kein Angebot gibt.
So sieht es auch in der Realschule Benrath aus. Islamkunde wird nicht unterrichtet, obwohl Schulleiter Raimund Millard das Fach sehr gern anbieten würde. Von 660 Schülern sind hier rund 100 Muslime. Vor einem Jahr hat Millard dringenden Bedarf bei der Bezirksregierung angemeldet, bis jetzt sei noch nichts geschehen. Millard: "Die Frage ist, wie viel Geld zur Verfügung gestellt wird."
Millard hat von seiner früheren Schule Erfahrungen mit Islamkunde. Deshalb weiß er, dass der Lehrer dort bei Konflikten eine sehr sinnvolle Rolle spielen kann: "Gespräche mit Eltern laufen ganz anders, wenn sie jemanden mit muslimischem Hintergrund als Ansprechpartner haben."
Der Lehrer, den Millard von früher kennt, ist Abdussalah El Hamrouni. Er unterrichtet unter anderem an der Freiherr-Stein-Realschule in Bilk. In seinem Unterricht hat er schon Themen wie den Karikaturenstreit aufgegriffen oder den Nahost-Konflikt. Zudem warnt er seine Schüler vor fundamentalistischen Schriften, die im Internet zu finden sind.
Besonders wichtig findet er aber die Botschaft an die Schüler, die darin bestehe, dass der Islam nun an der Schule überhaupt stattfinde. "Sie merken: Wir sind da, wir dürfen uns wohlfühlen."
Allerdings glaubt El Hamrouni nicht, dass der Unterricht die Schüler zur Religion hinführe: "Das entscheiden die jungen Leute selbst", sagt er. Abdussalah El Hamrouni hat nach einem Studium in Marokko in Deutschland noch einen Magister in Politik und Islamwissenschaften gemacht. Parallel zu seiner Arbeit als Lehrer bildet er in Münster Islamkundelehrer aus. Auch er glaubt, dass der Ausbau der Islamkunde unter anderem deshalb so schleppend verläuft, weil zu wenig Geld zur Verfügung gestellt werde.
Einmal im Jahr organisiert El Hamrouni im Ramadan ein abendliches Fastenbrechen an der Schule, an dem auch deutsche Schüler und Lehrer teilnehmen. Dann werden nach Sonnenuntergang gemeinsam traditionelle arabische Speisen verzehrt. "Einige Schüler", sagt der Lehrer und lacht wieder, "bringen aber auch Chips und Cola mit".