Geisel will Hoppeditz nicht kontern
Traditionelle Gegenrede des Oberbürgermeisters zum 11. November fällt aus. Der Grund: Die Politik soll nicht mehr das letzte Wort haben.
Düsseldorf. Wenn Hoppeditz Tom Bauer in diesem Jahr am 11. November seine Rede hält, dann ist das eine Premiere. Zum ersten Mal seit vielen Jahren sind die Gedanken des Narren bis zuletzt geheim — denn er muss seine Reime im Rathaus nicht mehr vorlegen. Der neue Oberbürgermeister hat angekündigt, dass er keine Gegenrede halten wird, wie das bisher üblich war.
„Ich möchte einfach nicht, dass die Politik das letzte Wort hat“, begründete Geisel seinen Entschluss. Dass er keine Berührungsängste mit dem Karneval hat, bewies der neue Rathaus-Chef in der letzten Session, als er sich an jedem Wochenende bunt kostümiert in den Trubel stürzte: „Ich habe so viel Humor, dass ich das aushalten werde.“ Ganz schweigend wird er den Vortrag des Schelms aber nicht hinnehmen: „Ich werde sicher spontan eine paar Worte sagen.“
Tom Bauer begrüßt, dass er seine Rede nicht mehr genehmigen lassen muss: „Schließlich heißt es ja Hoppeditz-Erwachen und nicht Bürgermeister-Wehr-dich-Tag.“ In den vergangenen Jahren sei der Oberbürgermeister klar im Vorteil gewesen, weil er auf die Späße reagieren konnte: „Da heißt es dann manchmal, der OB habe den Hoppeditz ausgekontert.“ Trotzdem sei es Geisels freie Entscheidung gewesen, auf die Gegenrede zu verzichten. Bauer: „Immerhin war es ein jahrelanges Schauspiel, das auch seine Berechtigung hatte und lustig sein konnte.“
Wie das funktionierte, wurde vom Carnevals Comitee nie an die große Glocke gehangen. Aber kurz vor dem Hoppeditz-Erwachen wurde die Rede beim Büro des Oberbürgermeisters abgeliefert, damit eine entsprechende Gegen-Reaktion erfolgen konnte. Für die staunenden Narren auf dem Rathausvorplatz wirkte das ganz spontan. Tatsächlich gab es Jahre, in denen der Schreiber der Hoppeditz-Rede gleich auch den Text für den Oberbürgermeister mitgeschrieben hat, damit alles schön passte. „Das war so eine Art Kumpelei, wie ich gehört habe. Das möchte ich nicht mehr“, so Thomas Geisel.
Zustimmung kommt auch vom Carnevals Comitee. „Nach dem Ursprung der Tradition hält der Hoppeditz der Obrigkeit an diesem Tag den Spiegel vor“, sagt CC-Geschäftsführer Christoph Joußen. Das sei durch die Gegenrede immer ein bisschen konterkariert worden: „Aber wenn der Oberbürgermeister dazu spontan ein paar Worte sagt, finde ich das sehr sympathisch.“