Kö-Treiben: Bunt, schräg und mit viel Gefühl

Rund 100 000 Jecke feierten bei bestem Wetter auf der Kö. Viele Gruppen haben monatelang gebastelt.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Für manche Jecken beginnt die Session spätestens im Sommer, wenn sie beim Karnevalstreiben auf der Kö dabei sein wollen. Zuerst muss eine zündende Idee her, dann wird gebastelt und geschneidert. Wenn dann wie Sonntag noch die Sonne scheint, ist das für viele der kunterbunten Gruppen die schönste Belohnung für ihren Einsatz. Dementsprechend ausgelassen war die Stimmung unter den rund 100 000 Narren, die Sonntag beim Familienkarneval jede Menge Spaß hatten.

Foto: Melanie Zanin

Ein echter Blickfang war die Truppe der KG Buxedrisser, die sich seit 15 Jahren etwas Besonderes einfallen lässt. Die 60 begeisterten Narren um den Vorsitzenden Bernward Nutt schlüpften diesmal in Udo-Lindenberg-Kostüme. Und der Wagen mit dem Konterfei des Alt-Rockers ist auch eine Klasse für sich. „Mit dem fahren wird auch zum Udo-Konzert in die Arena“, kündigte Nutt an. Das Gefährt sieht übrigens nicht nur hübsch aus: Eingebaut ist auch eine kleine Damen-Toilette. Damit ist für die Damen des Vereins eines das Hauptproblem beim närrischen Treiben gelöst.

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Jecken feiern auf der Kö
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Einen Sinn fürs Skurrile hat Mediziner Bernd aus Urdenbach. Jahrelang hat der Arzt mit Freunden und Familie Kostümpartys am Totensonntag gemacht: „Aber das wurde uns dann irgendwann zu langweilig.“ Vor fünf Jahren besuchte Bernd einen Wagenbaukurs von Jacques Tilly und bastelt seitdem selbst Figuren. Im zweiten Jahr ist die Truppe nun mit ihrer „Arsche Noah“ mit von der Partie, deren Hinterteil an eines der Lieblingsmotive von Tilly erinnert. Jedes Jahr kommen ein paar neue Figuren dazu.: „Wie Noah, der versucht, zwei Spechte einzufangen, die Löcher in die Arche picken.“

Aber der Trubel auf der Kö ist nicht nur laut und bunt, er kann auch seine ganz spezielle Art der Romantik haben. Wie für Hannelore und Clemens Esser, die einen Kinderwagen vor sich herschieben. „Der ist von unserer Tochter und schon 45 Jahre alt“, verraten die beiden. Sie flanieren auch nicht etwa mit dem Enkelchen, sondern haben das Gefährt zum Bagagewagen umgerüstet und passend zu ihren wunderschönen rot-weißen Clowns-Kostümen dekoriert. Offenbar hält der Karneval die Liebe jung — Hannelore und Clemens wirken immer noch schwer verliebt.

Davon träumen auch Darrick und Maike Schönemann, die mit ihrem sechs Monate alten Töchterchen Olivia unterwegs waren — als Grusel-Brautpaar. „Wir haben wirklich erst am 24. Februar geheiratet und uns dann eine Woche freigenommen, um Karneval zu feiern.“ Die Hochzeitsreise fällt aber nicht ganz aus. Im Sommer holen Darrick und Maike die kirchliche Trauung nach und danach geht es in die Flitterwochen. Das Ziel ist allerdings noch unbekannt.