Martin Fiege erfüllt die Fotowünsche von Schwangeren
Der Fotograf hat sich vor zwei Jahren mit einem Fotostudio selbstständig gemacht. Spezialisiert hat er sich auf Schwangere. Ausgefallene Wünsche sind nicht selten.
Düsseldorf. Nackte Bäuche von hochschwangeren Frauen hat Martin Fiege in den vergangenen Monaten so viele gesehen wie ein Frauenarzt in seiner Praxis. Allerdings hat der gelernte Radio- und Fernsehtechniker keine Umschulung zum Mediziner gemacht, sondern vor zwei Jahren ein Studio für Babybauch- und Familienfotografie eröffnet.
„Ich habe mehrere Shootings in der Woche“, bilanziert der 38 Jahre alte Düsseldorfer die aktuelle Geschäftsresonanz. „Aber es könnte noch ein bisschen mehr sein.“ Dennoch sei es richtig gewesen, eine Nische zu suchen. Geschäfte, in denen alle Fotowünsche bedient werden, gebe es schließlich wie Sand am Meer.
Und dafür, dass er mit seinem Studio an der Spichernstraße 15 nicht gerade die Toplage für hohe Fußgängerfrequenz erwischt habe, sei gerade die Laufkundschaft in seinem Studio besonders präsent. Und ein weiterer Aspekt gebe seiner Geschäftsidee Recht: „Wer nach Babybauch und Düsseldorf im Internet sucht, der findet mein Atelier ,Vorfreude’ sofort.“
Dass sein Start-up gelungen sei, habe aber eher mit seiner persönlichen Auffassung, mit seiner Berufung etwas zu tun. „Ich habe schon immer gerne fotografiert. Und jetzt mache ich das gemeinsam mit Menschen, die einfach nur gut drauf sind. Die Frauen, die zu mir kommen, haben genaue Vorstellungen und viel Spaß.“
Der Reiz sei, eine der schönsten Phasen des Lebens in besonderer Qualität und häufig auch originell festzuhalten. Besonders beliebt seien dabei Kleidungsstücke in den Farben von Fortuna Düsseldorf. Der rot-weiße Schal um den nackten Babybauch gewickelt oder kleine Samtschühchen mit F95-Emblem, die darunter baumeln, sind eher noch die unexotischen Utensilien: Ein Outdoor-verliebtes Paar habe mal mit Rucksack und Fahrrad posieren wollen.
„In der Startphase war ich immer sehr gestresst und habe jedes Shooting lange vorbereitet“, sagt der 38-Jährige. Heute habe er die notwendige Routine und nehme seinen Kundinnen im Kennenlern-Gespräch zuvor die Unsicherheit. Nackte Haut zu zeigen sei eben nicht selbstverständlich — auch wenn es immer stilvoll bleibe. Zudem fühlten sich viele Frauen in der Schwangerschaft zu dick, erfährt Fiege oft in den Gesprächen.
Bei ganz harten Zweiflerinnen könne er später ein digitales Fotoverarbeitungssystem anwenden — auch wenn er dabei an seine Vergangenheit erinnert wird. Als 3D-Grafiker hatte er mit einer früheren Firma Produkte ins rechte Licht gerückt — auch wenn diese in der Realität ganz anders aussahen. „Irgendwann war mir das zu unecht.“ Das echte Leben, und zwar gleich im Doppelpack, hat er nun täglich vor Augen.