Song-Contest: Düsseldorf begeistert mit grandiosem Finale
Nicht nur das Duo aus Aserbaidschan hat in diesem Jahr beim Eurovision Song Contest gesiegt. Auch die Moderatoren und die Düsseldorfer Arena können sich als Gewinner fühlen.
Düsseldorf. Der diesjährige Eurovision Song Contest (ESC) hat nach einem grandiosen Finale in der Düsseldorfer Arena mehrere Gewinner. Und das nicht nur, weil die aserbaidschanischen Sieger mit ihrer Schmachtballade im Doppelpack auf der gewaltigen Bühne standen. Auch die drei Moderatoren, allen voran eine großartige Anke Engelke, dürfen im Nachhinein ein dickes Plus für sich reklamieren.
Nach ihrem Holperstart im ersten Halbfinale am vorigen Dienstag steigerten sie sich von Show zu Show — selbst die zuvor blass gebliebene Judith Rakers machte am Samstag bei der Plauderei mit den Künstlern eine gute Figur. Stefan Raab zeigte als Sänger und als Moderator, wo bei der deutschen TV-Unterhaltung der Hammer hängt. Ihm kann auf absehbare Zeit wohl niemand das Wasser reichen. Außerdem kann er für sich in Anspruch nehmen, dem verstaubten Musikwettbewerb seit dem vorigen Jahr neues Leben eingehaucht zu haben.
Das zumindest dürfte den offiziellen Gewinnern des ESC, Ell und Nikki, Schnuppe sein. Sie ließen sich nach der Punktvergabe und einer sektselig verkorksten Zugabe ordentlich feiern. „Jeder kommt jetzt nach Aserbaidschan, wir sehen uns in Baku“, skandierten die Reporter, die aus Vorderasien ins Rheinland gekommen waren und der Heimat jetzt unplanmäßig vom Sieg ihrer Landsleute berichten mussten. Laut jubelnd und fahnenschwenkend rannten sie durch die Reihen der Sieger-Pressekonferenz.
„Dass wir gewonnen haben, kann ich heute noch gar nicht begreifen. Dazu brauche ich wohl noch einige Tage“, sagte der 21-jährige Ell, der eigentlich Eldar Qasimov heißt. Seine Duettpartnerin Nigar Jamal (30), alias Nikki, blickte aber schon auf den Song Contest im kommenden Jahr. Für sie ist klar, dass Ell und Nikki den Titel keinesfalls verteidigen werden. „Vielleicht schicke ich ja meine Tochter“, meinte sie.
Wie der Sieg des Duos zu werten ist, zeigt weniger die Gesamtpunktzahl als die Verteilung. 30 von 43 Nationen bedachten die unspektakuläre Popnummer mit Punkten. Wie gewohnt funktionierte die Nachbarschaftshilfe. Osteuropa beschenkte Osteuropa traditionell reichlich mit Punkten. Aber auch Deutschland pflegte seine Nachbarschaft — zwölf Punkte für Österreich.
Noch überraschender fiel der Punktesegen für Italien aus, das nach 14 Jahren erstmals wieder an einem ESC teilnahm. Jazz-Pianist Raphael Gualazzi landete mit einer eher unitalienischen Swingnummer auf Platz zwei — vor dem Schwedenhappen Eric Saade, der dem Publikum teenietauglichen Pop servierte.
In Düsseldorf wurde derweil den ganzen Samstag über gefeiert. Auf der Königsallee, in der Altstadt und am Rheinufer waren bunt geschmückte Fans aus ganz Europa zu sehen. Mittags gab es einen Umzug mit 1800 Schützen und Karnevalisten, den 50.000 Zuschauer beobachteten. Am Abend strömten nach Angaben der Veranstalter 20.000 Menschen zum Public Viewing am Apollo-Platz.
NDR-Intendant Lutz Marmor lobte die weltoffene und warmherzige Art der Gastgeberstadt sowie die perfekte Organisation mit Shuttlebussen der Rheinbahn, Polizei-Eskorten und ESC-Werbung an allen zentralen Straßen und Plätzen. „Wir waren sehr gerne hier — danke Düsseldorf.“ Wenn der Song Contest erneut nach Deutschland komme, führe an der Landeshauptstadt kaum ein Weg vorbei. „Diese Arena ist in Europa einmalig.“