U-Bahn-Bauarbeiten in den letzten Zügen
Alle Gleise liegen im Tunnel. In einem Jahr wird die Strecke eröffnet.
Düsseldorf. Die Wehrhahn-Linie soll den öffentlichen Nahverkehr in Düsseldorf revolutionieren. Innerhalb weniger Minuten können tausende Fahrgäste unter der Stadt und ihren Staus hindurch zu ihrem Ziel rauschen — als die Bahn 1999 geplant wird, sind die Visionen groß. Mittlerweile ist die Röhre fertig, die Gleise liegen, die Bahnhöfe werden eingerichtet. Nach acht Jahren Bauzeit sehen die Düsseldorfer Licht am Ende des Tunnels.
Wenn es nach den ursprünglichen Plänen ginge, wäre die Bahn jetzt seit drei Jahren in Betrieb. Zuerst wurde der Termin auf 2014 verschoben; aus Ende 2015 wurde Januar 2016. Jetzt sollen die ersten Fahrgäste am 20. Februar 2016 — Freitag in einem Jahr — durch die Röhre reisen. Und dabei soll es bleiben: „Wir liegen in unseren Zeitplänen“, erklärt Stadtsprecher Manfred Blasczyk.
1999 schwebt den Stadtplanern noch eine fast doppelt so lange Linie vor. 1,3 Milliarden D-Mark soll die kosten. Beschlossen wird dann eine weitaus kürzere Strecke vom Wehrhahn bis Bilk für 327 Millionen Euro. Als sich im November 2007 am Graf-Adolf-Platz die erste Schaufel in den Boden senkt, ahnt niemand, dass das Projekt tatsächlich weitere 500 Millionen verschlingen wird.
Die Arbeiten beginnen mit dem Bau der sechs neuen Bahnhöfe. 2009 nimmt dann die Tunnelbohrmaschine Tuborine ihre sogenannte Schildfahrt auf. Das 1300-Tonnen-Gerät bohrt eine Röhre mit einem Durchmesser von 9,50 Metern und fördert Historisches zutage: An der Kasernenstraße wird ein jüdischer Friedhof aus dem 18. Jahrhundert entdeckt. Bei Ausschachtungsarbeiten an der Heinrich-Heine-Allee tauchen 2014 Reste der Bastion Elisabeth aus dem 17. Jahrhundert auf — der Eröffnungstermin der Linie rückt in weitere Ferne.
Für Tuborine ist an der Heinrich-Heine-Allee Schluss: Unter dem Carsch-Haus hatten Stadtplaner 1980 ein Verbindungsstück für eine Ost-West-Verbindung bauen lassen, an die der Bohrer nicht anschließen kann. In bergmännischer Bauweise wird das Erdreich unter dem Kaufhof an der Kö eingefroren. Die 75 Meter lange Verbindung und der neue Bahnsteig werden im Schutze des Eispanzers errichtet. Im Sommer 2013 ist die Röhre endgültig fertig. Mittlerweile ist auch das Erdreich wieder abgetaut — und der Kaufhof steht noch.
Momentan werden die Bahnhöfe ausgebaut. „Die Arbeiten laufen auf Hochtouren“, versichert Manfred Blasczyk.
In einem Architektenwettbewerb ist für jede Station ein künstlerisches Konzept entstanden. Am Graf-Adolf-Platz zieht sich ein grüner Linienstrom über die Wände, an der Benrather Straße wandeln Fahrgäste durchs All, in der Jacobistraße spannt sich ein Netz von weißen Bändern, am Kirchplatz schlängelt sich eine Schriftspur aus Metall, akustische Experimente gibt es für die Heinrich-Heine-Allee und an der Schadowstraße überträgt eine Kamera das Geschehen an der Oberfläche auf eine Leinwand.
Als nächstes wird die Elektrik eingebaut, im Sommer soll der Probebetrieb starten. Trotzdem dauert es dann noch ein halbes Jahr, bis die Wehrhahn-Linie offiziell freigegeben wird.
Grund sind die Arbeiten kurz vor der Fertigstellung, die auch an der Oberfläche wieder zu Einschränkungen führen. „Das kann sich in der Weihnachtszeit keiner antun“, erklärt Blasczyk. Immerhin darf sich die Bevölkerung die neuen Bahnhöfe im Advent 2015 anschauen.