Unterrath: Die Bücherei als Bühne
In der Stadtteilbibliothek in Unterrath gibt es nicht nur Bücher. Eine Bühne sorgt für unterhaltsame Stunden.
Düsseldorf. Für das Klavier hat Pavel Hovorak gekämpft. Obwohl er selbst gar nicht spielen kann. Aber für Veranstaltungen in seiner Stadtteilbücherei Unterrath war dem Leiter die Anschaffung eines Musikinstrumentes wichtig. Sein Wunsch wurde bei der Renovierung 2006 beachtet.
Auch ein kleines Podest, Scheinwerfer und ein besonderes Soundsystem wollte Pavel Hovorak für seine Bücherei - und bekam die volle Ausstattung. Der Veranstaltungsbereich in der ersten Etage ist einzigartig in Düsseldorfer Stadtteilbüchereien, keine andere Filiale kann da mithalten.
Leiter Pavel Hovorak ist sehr engagiert. So engagiert, dass er sich selbst manchmal bremsen muss. "Ich habe in letzter Zeit zu viele Veranstaltungen geplant. Die Leute waren übersatt, das Publikum wurde immer kleiner." Jetzt möchte er sein Programm nur noch mit ausgewählten Ausstellungen, Konzerten und Vorträgen gestalten. Damit will Pavel Hovorak wieder mehr Publikum und hoffentlich auch mehr Leser locken. Denn das sei in Unterrath gar nicht so einfach. "Hier gibt es kein richtiges Zentrum, die Läden sind verstreut." Da liegt die Bücherei nicht unbedingt auf dem Einkaufsweg.
Um die Unterrather zu animieren, überlegt sich Pavel Hovorak immer wieder neue Aktionen und Kooperationen. Er arbeitet eng mit der Clara-Schumann-Musikschule zusammen, deren Schüler öfter Auftritte in der Bücherei haben, mit dem hauseigenen Klavier. Auch der koreanisch-deutsche Kulturkreis stellt regelmäßig seine Origamiwerke aus. "Die Papierfaltkunst passt gut zu unseren Büchern. Basis ist bei beidem Papier", sagt Pavel Hovorak. Einmal pro Woche ist in der Kinderecke der Bücherei Lesestunde. Vier Vorlesepaten hat der Leiter persönlich aus seinen Stammlesern ausgewählt. "Fast alle Stadtteilbüchereien haben Lesestunden, aber so regelmäßig wie in Unterrath, finden die kaum statt", sagt Cora Elbin, Pressesprecherin der Stadtbüchereien.
Ganz neu ist die Partnerschaft mit den "Einkaufstrümpfen", ein Zusammenschluss von Unterrather Geschäften. "Wir wollen die Geschäfte für uns gewinnen. Die Bäckerei oder Metzgerei ist der Marktplatz des Stadtteils, da spricht sich alles rum", sagt Pavel Hovorak. Er hofft, dass sich so bald auch Veranstaltungen der Bibliothek schnell rum sprechen.
Der Stadtteil ist ihm bestens bekannt. Hier war seine erste Wohnung als der gebürtige Tscheche mit 21 Jahren nach Deutschland kam. Schon als Jungbibliothekar arbeitete er in der Stadtbücherei Unterrath. Vielleicht liegt ihm sein Arbeitsplatz deshalb so am Herzen.
Er sieht die Bücherei nicht nur als Ausleihort. Für ihn ist sie eine Begegnungsstätte des Stadtteils. Deshalb ist das Lesecafé, das nach dem Umbau in der ersten Etage einzog, mit acht Tischen auch besonders groß. "Viele treffen sich regelmäßig auf einen Kaffee, tauschen Neuigkeiten aus und nehmen bei der Gelegenheit ein Buch mit nach Hause."