Adoptiveltern im Glück: Liebe auf den ersten Blick
Wer ein fremdes Kind aufnimmt, braucht viel Ruhe und Fingerspitzengefühl.
Krefeld. Es muss funken wie bei der Liebe auf den ersten Blick. „Man sieht das Kind an und weiß, das ist es, dieses Kleine möchte ich haben, es passt in unsere Familie.“ Zweimal sei es ihm so ergangen, erzählt es das Bockumer Ehepaar. Es hat 2005 ein Mädchen mit 18 Monaten und 2007 einen Jungen im Alter von sieben Monaten aus Pflegefamilien heraus adoptiert und alle sind total glücklich. Die ersten Jahre waren jedoch nicht immer einfach.
„Es ist ein kleiner Mensch, den man sich ins Haus holt, kein Gegenstand. Man bindet sich stark emotional“, sagt der Vater. „Wir vier sind eine Familie, sie sind wie unsere eigenen Kinder, das ist Sinn und Zweck. Bei uns erfahren sie Liebe und Geborgenheit.“
Die Kinder kommen meist aus schwierigen Situationen, ihre Lebensumstände waren oft schwer erträglich. „Die Mutter des einen Kindes sei selbst einsichtig gewesen, ihr Kleines nicht in geordneten Verhältnissen erziehen zu können und hat es abgegeben. Im anderen Fall wurde das Jugendamt tätig“, erzählt das Paar.
Die Kinder wissen, dass sie nicht bei den leiblichen Eltern leben. „Sie müssen es frühzeitig richtig einordnen und die Tatsache nicht mit dem Glockenschlag zum 18. Geburtstag erfahren. Zur Volljährigkeit können sie jedoch die Akten beim Jugendamt einsehen. „Die Kinder müssen die Möglichkeit haben, die eigenen Gene nachzuvollziehen.“
Ab einem gewissen Alter dürfen die adoptierten Jungen und Mädchen ihre leiblichen Eltern sehen. „Das wird vom Jugendamt behutsam vorbereitet.“ Es sei ein schwieriges Thema. Schnell gebe es das Gefühl: „Deine Mutter wollte Dich nicht.“
Überhaupt gehe das Krefelder Jugendamt mit der gesamten Situation sehr ausführlich, gut strukturiert und breit aufgestellt um. „Die Mitarbeiter beantworten emotionale und juristische Fragen.“ Außerdem veranstalteten sie Abende, in denen die Geschehnisse in den Familien reflektiert würden.
Beispiel: Die Kinder kennen, wenn sie in die Familien kommen, keine geregelten Mahlzeiten. „Ich decke morgens, mittags und abends den Tisch und zwischendurch gibt es ein Stück Obst“, erzählt die Mutter. „Am Anfang essen die Kinder alles, was auf den Tisch kommt, aus Angst später nichts mehr zu bekommen. Kehrt die Sicherheit ein, dass die nächste Mahlzeit kommt, verweigern sie das Essen, um zu sehen was passiert. Sie testen uns aus.“
Da seien Ruhe und Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Kindern gefragt. „Die Kleinen brauchen ihre Zeit um zu sehen, wie die Familie tickt.“ So hätte das Mädchen am Anfang fast gar nicht gesprochen. „Wenn sie angekommen sind, fragen sie nach“, ergänzt der Vater. „Eine häufig gestellte Frage: ,Meint Ihr es wirklich ernst?‘ Die Kinder seien alle beim ersten Mal aus dem Nest gefallen. Das prägt sie.“