Der Zoo bringt Generationen zusammen
Hauptschüler begleiten ehrenamtlich Senioren durch die Anlage. Beide Seiten profitieren.
Krefeld. Langsam schlendert George Mundy neben Gertrud Minten durch den Zoo. Ihrer Gruppe hängen der 15-Jährige und die Seniorin etwas hinterher. Aber das spielt keine Rolle, denn George ist für diesen Tag ihr persönlicher Begleiter. George ist Teilnehmer eines ganz besonderen Gemeinschaftsprojektes von Hauptschule Inrather Straße, Freiwilligenzentrum und Zoo. Die Jugendlichen der siebten bis neunten Klassen begleiten ehrenamtlich Senioren durch den Zoo. Ein Projekt, von dem alle Beteiligten profitieren und das schon den ersten Platz beim Krefelder Schulpreis gewonnen hat.
"Die Schüler sollen durch den Begleitservice an das Ehrenamt herangeführt werden. Wichtige soziale Kompetenzen werden gefördert, und sie lernen Verantwortung zu tragen", erklärt Judith Lohmann vom Freiwilligenzentrum. Berührungsängste zwischen den Generationen seien eigentlich kein Thema, sie werden schließlich langsam an die gemeinsame Zeit herangeführt.
Zunächst erfahren die Mädchen und Jungen in der Schule einiges über das Ehrenamt. Dann lernen sich Schüler und Senioren kennen. "Sie üben zum Beispiel, wie man einen Rollstuhl richtig schiebt und welche Verantwortung damit zusammenhängt", sagt Waltraud Spohr. Die betreuende Lehrerin der Hauptschule ist ganz begeistert von dem Verhalten ihrer Schüler: "Es ist toll, meine Schüler einmal in dieser Umgebung kennen zu lernen. Und es freut mich, wenn ich sehe, wie sie Verantwortung übernehmen und Spaß daran haben."
Acht Seniorenheime im Stadtgebiet nehmen schon den Begleitservice in Anspruch. Manchmal kommen zudem separate Anfragen, wie vom Seniorentreff Inrath, zu dem Gertrud Minten gehört. "Es macht einfach Spaß, sich mit den Jugendlichen zu treffen, zu reden und durch den Zoo zu gehen", sagt die 83-Jährige.
An jedem Gehege im Zoo hält ein Schüler einen kleines Referat über die Tiere, ihre Lebens- und Nahrungsgewohnheiten. Ihren Vortrag über die Guereza (Mantelaffen) kann Nicole Schrey (15) mittlerweile auswendig. Seit zweieinhalb Jahren nimmt die Hauptschülerin an dem Projekt teil. Eine Seniorin besucht sie regelmäßig im Heim. "Es macht einfach total Spaß", schwärmt die Schülerin. Sogar ihre Zukunftspläne hat sie durch ihre Erfahrungen bereits geändert. "Eigentlich wollte ich Schreinerin werden. Jetzt mache ich zuerst ein Praktikum im Altenheim." Mitschüler George Mundy will die ehrenamtliche Tätigkeit auch nach dem Schulabschluss beibehalten.
Für ihren Einsatz erhalten die Schüler ein Ehrenamtszeugnis. Die Bescheinigung kann bei der Ausbildungsplatzsuche Punkte bringen. "Wir hören immer wieder, dass Firmen auf ehrenamtliches Engagement Wert legen", sagt Judith Lohmann.