Hilfsprogramm "Doc Otto": Seit 30 Jahren Entwicklungshelfer für Tondo

Der Krefelder Otto Paulitschek (95) macht sich seit 1985 für die Entwicklungshilfe auf den Philippinen stark.

Krefeld. Otto Paulitschek ist geschäftig. Auch mit 95 Jahren kümmert sich der ehemalige Leiter der chirurgischen Abteilung im Krankenhaus Maria-Hilf mit viel Engagement um die Belange seiner „Krefelder Hilfe für Tondo“.

Foto: Christine Paulitschek

Auch 30 Jahre nach der Gründung des Hilfsprogramms formuliert Paulitschek noch Spendenbriefe, schreibt Mails, hält Vorträge und steht im Austausch mit der Dachorganisation seines Vereins, der Bonner Hilfsorganisation German Doctors.

30 Jahre Entwicklungshilfe — das sind für Paulitschek auch 30 Jahre Entwicklung der Bedingungen, unter denen er auf den Philippinen Hilfe leistete. „In den Pionierjahren befand sich unsere Unterkunft nur 250 Meter vom rauchenden Müllberg ’Smokey Mountain’ entfernt“, erzählt der 95-Jährige über die Anfangszeit in den Elendsquartieren von Tondo, einem Distrikt der philippinischen Hauptstadt Manila.

„Leitungswasser musste zunächst 20 Minuten abgekocht werden, ehe wir es verwenden konnten. Coca-Cola gab es überall, aber kein Wasser aus der Flasche.“ Der tägliche Einsatz in den Slums beruhte auf abenteuerlicher Selbstorganisation, erinnert sich Paulitschek. „Wir arbeiteten anfangs noch ohne Erlaubnis der philippinischen Behörden. Da sich die einheimischen Taxifahrer nicht in unsere Gegend trauten, mussten wir neu angereiste Kollegen selbst vom Flughafen abholen.“

Die Philippinen galten Mitte der 1980er-Jahre als korruptestes Land im asiatischen Raum. In den vergangenen 30 Jahren gelang es Paulitschek, 21 Container mit Hilfsgütern ohne Schmiergeld und ohne Zoll in die Philippinen einzuführen. Darunter Klinikmobiliar, Röntgeneinrichtungen, zwei Tonnen Milchpulver, 64 Zentner konzentrierte Nahrung, über 50 Hörgeräte , 144 Nähmaschinen, 400 Säcke mit gebrauchter Kleidung, elf kleine Küchenspülen und mehrere Tausend handgestrickte Decken der „Leprahilfe Schiefbahn“.

Mit Geldern der „Krefelder Hilfe“ wurden in den vergangenen 30 Jahren neun Neubauten von Sozialzentren errichtet, zwei alte kernsaniert. Davon im Lepra-Dorf Tala ein zweistöckiges Gemeindehaus und ein Nähzentrum mit 20 Arbeitsplätzen. Desweiteren eine Isolierstation für tuberkulös infizierte Lepra-Kranke sowie eine Station für 26 Langzeit-Leprakranke mit Namen „Krefelder Ward“ geschaffen. Paulitschek verbrachte zusammengerechnet dreieinhalb Jahre in den Elendsgebieten der Philippinen.

Der Blick zurück erfüllt ihn mit Stolz, ein sich selbst abgerungenes Versprechen stets gehalten zu haben: „Keines der 52 Flugtickets für meine Einsätze in Südostasien habe ich mit Spendengeldern finanziert.“ Die Spenderliste trägt heute insgesamt 300 Adressen. Ein aktuelles Projekt ist die „Ein-Becher-Milch-Aktion“ für 1300 Kinder im Notstandsgebiet Bagong Silang. Fünfmal wöchentlich wird vor dem Unterricht Milch ausgegeben — ein Anreiz für Eltern, die Kinder zur Schule gehen zu lassen.

Paulitschek möchte das 30-jährige Jubiläum zum Anlass nehmen, seinen Dank auszudrücken: „Ein ‚Vergelt´s Gott’ allen Unterstützern in Deutschland und auf den Philippinen und meiner Frau Elisabeth, die das teilweise abenteuerliche Unternehmen mit Bangen begleitet hat.“ Und Paulitschek blickt bereits wieder in die Zukunft: „Ich bitte um weitere Unterstützung bei unserer Hilfe, die bleibt’.“