Dreikönigstag: Sternsinger und Bohnenkönigin
Sonntag, am Dreikönigstag, ziehen Kinder durch die Stadt. In diesem Jahr sammeln sie für Projekte in Tansania.
Krefeld. Das Bohnenkönigsfest gehört zumindest heutzutage nicht mehr zu den bekannten Brauchtümern. Trotzdem zählte es zum Beispiel in Uerdingen zu den Festen am und um den Dreikönigstag. Es hat allerdings nichts mit religiösen Inhalten zu tun, sondern ist eher den Narrenfesten zuzuordnen. Überliefert ist von Franz Heckmanns für Uerdingen (Die Heimat, 9, 1930): „Auf dem Dreikönigsball, der stets einen besonderen Klang hatte, wurde die Bohnenkönigin gekrönt.“
Eines der verbreiteten Verfahren besteht in der Verteilung eines Kuchens, in den eine Bohne eingebacken ist. Derjenigen, in dessen Kuchenstück sich die Bohne befindet, fällt das Königinnenamt zu, daher der Name „Bohnenkönigin“. Seit dem 14. Jahrhundert tritt der Bohnenkönig als verbreitetes Phänomen in West- und Teilen Mitteleuropas in Erscheinung. Heute wird dieser Titel nur noch an ganz wenigen Orten wie im Kreis Neuss und im Badischen vergeben.
Mehr als 40 Seiten befassen sich im fünften Band der Stadtgeschichte mit heimischen Bräuchen. In der Regel sind sie an religiöse Daten geknüpft. Dr. Alois Döring, wissenschaftlicher Referent des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) ist Autor dieses Abschnitts. Teil der Bräuche um den Dreikönigstag am 6. Januar, dem Fest der Erscheinung des Herrn, bzw. Epiphanie oder Epiphanias, sind die Sternsinger.
In Krefeld machten sie bereits vor Weihnachten ihre Aufwartung beim Oberbürgermeister. Dabei schrieben sie ihren Segenswunsch über die Türe des Rathaussaales. Die Buchstaben C+M+B werden meistens als die Namen der drei Könige gedeutet — nämlich Caspar (der Mohr als König von Afrika), Melchior und Balthasar —, doch diese Namen kennt man erst seit dem achten Jahrhundert. Tatsächlich handelt es sich um die Anfangsbuchstaben der lateinischen Segensformel „Christus mansionem benedicat“ — zu Deutsch „Christus, segne dieses Haus“.
Sucht man den Ursprung des Sternsinger-Brauchtums, so stößt man schnell auf die teils bittere Armut in großen Teilen der Bevölkerung der vergangenen Jahrhunderte. Insbesondere im Winter nahmen die Kinder die Gelegenheit wahr, zu bestimmten Festtagen durch die Dörfer zu ziehen, um bei begüterten Bürgern oder Bauern mildtätige Gaben zu erheischen. Brot, Mehl, Fleisch und Wurst waren gängige Geschenke. Das wurde als sogenannter Heischebrauch eingeordnet und in die Nähe der Bettelei gerückt. Die geistliche Obrigkeit erließ Verbote. Im frühen 20. Jahrhundert ist der Brauch nahezu völlig verschwunden.
Heute sammeln die Sternsinger mit dem Kindermissionswerk für 3000 Projekte in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa. Die Sternsinger werden von der jeweiligen Pfarrgemeinde ausgesandt. Die katholische Region Krefeld im Bistum Aachen begleitet mit dem Bund der deutschen katholischen Jugend (BdKJ) und den Pfarrgemeinden die Aktion Dreikönigssingen. „Segen bringen, Segen sein“ ist das Leitwort der diesjährigen Sternsinger. Projekte in Tansania sind in diesem Jahr Ziel der Spenden.
In Hüls schlief der Brauch nach dem 2. Weltkrieg ein, er wurde aber von den katholischen Georgs-Pfadfindern wiederbelebt. 1958 wurde das Sternsingen als zentral organisierter katholischer Solidarbrauch eingeführt. Ein Flötenkreis mit zwei Gruppen zog 1962/63 in Hüls, damals noch nicht eingemeindet, ebenfalls zum Singen aus.