Eine zweite Chance zum Leben
Der krebskranke Josef Körschen benötigt eine Transplantation von Stammzellen. Sein Sohn Marc sucht den „genetischen Zwilling“. Pinguine und KFC unterstützen die Aktion am 23. Dezember.
Krefeld. Nach zwei Hochdosis-Chemotherapien im vergangenen Jahr konnte Josef Körschen (66) Hoffnung schöpfen. Der Krebsanteil war auf unter fünf Prozent gesunken. Das bedeutete ein sehr gutes Resultat für den leukämiekranken Krefelder. Unter diesen Umständen verzichten die Ärzte auf eine dritte Hochdosis-Chemotherapie bei dem Patienten.
Stattdessen verordnete man eine so genannte Erhaltungstherapie, bei der die Dosis in reduzierter Menge über einen Zeitraum von drei Jahren gegeben wird. „Die Chemos ziehen einen körperlich völlig runter“, schildert Sohn Marc Körschen. Die Familie ist erleichtert, dass nun nicht mehr Krankenhausaufenthalte von fünf, sechs Wochen nötig sind, sondern die Behandlung ambulant durchgeführt werden kann.
Für den Sohn bedeutet das, jede Woche den Vater nach Duisburg in die Klinik fahren, warten, das Leid anderer an Blutkrebs erkrankter Erwachsener wie Kinder zu sehen und den Vater wieder nach Hause bringen. Die Angst um den Kranken, aber auch die Belastung für die Ehefrau und den berufstätigen Sohn, der an seiner Doktorarbeit in den Kommunikationswissenschaften schreibt, sind allgegenwärtig.
Nach der achten Chemo in diesem Sommer wird die Befürchtung wahr: Der Krebs ist zurückgekehrt. Die einzige Möglichkeit, die Leukämie des 66-jährigen Krefelders zu bekämpfen, ist eine Stammzellentransplantation durch einen Fremdspender.
Die Suche nach der bekannten Stecknadel im Heuhaufen beginnt. Doch dieser imaginäre Heuhaufen ist für Körschen ein hoher Berg. Eine Chance, diesen unbekannten „genetischen Zwilling“ zu finden, bietet die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Rund vierzehn Millionen potentielle Spender weltweit sind damit erfasst — aber es reicht nicht.
In dieser Menge ist niemand, der Körschen Stammzellen spenden könnte. Daraufhin entschließt sich der Sohn für seinen schwerkranken Vater, einen „Ur-Krefelder“ sowie Eishockey- und Fußballfan, die Aktion „Krefelder spenden Leben“ zu starten.
Mit Freunden, der DKMS und der Unterstützung der KEV Pinguine und des KFC Uerdingen 05 werden Krefelder aufgerufen, ihr Blut untersuchen zu lassen. Am Sonntag, 23. Dezember, wird es dazu im König-Palast die Möglichkeit geben.
„Wenn wir hier 2000 Spender finden“, sagt Körschen junior, „wäre schon statistisch gesehen zwanzig Leuten die Chance auf ein zweites Leben gegeben.“ Ein Fünkchen Hoffnung hegt er natürlich, dass sich darunter auch ein möglicher Stammzellenspender für seinen Vater befindet. „Mein Vater ist ruhiger, stiller geworden und mehr in sich gekehrt. Er ist auch ängstlich, weil er nicht weiß, was mit ihm passiert. Er hat quasi eine Bombe in sich“, erzählt Marc Körschen.
Der Radius des Kranken ist klein geworden: Mit dem Auto gerade einmal Brötchen oder die Bankauszüge holen, das schafft er noch, aber ein Spaziergang mit seiner Frau durch den Stadtwald überschreitet schon seine Möglichkeiten.
„Diese Aktion ist nicht für mich alleine, sondern für alle. Egal ob Kind, Jugendlicher oder Älterer, für alle, die unbedingt einen Spender brauchen“, zitiert der Sohn seinen Vater. „Und wenn es nicht mehr für mich ist, vielleicht wird es jemand anderem irgendwo auf der Welt helfen. Aber ich bete, dass der genetische Zwilling für auch mich gefunden wird.“