Fanclub: Taschentücher zum Abschied
Krefelder fuhren zum letzten Konzert der Schürzenjäger.
Krefeld. Dennis Hutter reist in Gedanken in die Vergangenheit: "Es war vor zwölf Jahren, bei meiner Großmutter zuhause", erzählt der gebürtige Hesse. "Bei ihr lief ein Video von einem Konzert, mit 100 000 Besuchern mitten in den Alpen. Das hat mich schwer beeindruckt." Zeitsprung, ein Jahr später: In Frankfurt sieht und hört der Teenager die Gruppe vom Video, eine der erfolgreichsten Bands Österreichs, zum ersten Mal selbst live auf der Bühne. "Es war bombastisch", sagt der heute 23-Jährige. Und seine Augen glänzen, als käme er gerade erst aus der Konzerthalle. Vor über 30 Jahren gründeten sich die Schürzenjäger - mit der später abgelegten Herkunftsbezeichnung "Zillertaler" - um Frontmann Peter Steinlechner. Die Formation mit der eigenwilligen Mischung aus Volksmusik, Schlager, Rock und Pop ist durch Hits wie "Sierra Madre" und dem "Zillertaler Hochzeitsmarsch" einem breiten Publikum bekannt geworden. Die Tiroler haben auch in Deutschland Tausende von Anhängern, doch typische Teenie-Stars waren sie hierzulande nie. Während Die Ärzte mit "Hurra" oder die Fugees mit "Killing me softly" in den Charts standen und "Macarena" die Tanzflächen beherrschte, wurde Dennis Hutter zum Fan einer Gruppe, deren Alben Namen wie "Grüne Tannen" und "Teure Heimat" tragen. Ein Image-Problem hatte er nach eigener Aussage jedoch nie; sein Motto lautet: "Musik ist einfach Geschmacksache." Einige seiner Mitschüler, die auf Techno und Heavy Metal standen, konnte er sogar zu Besuchen von Schürzenjäger-Gigs überreden. Jahre später leitet Hutter, der als Fahrer bei einer Transportfirma arbeitet, Krefelds ersten Schürzenjäger-Fanclub "Hinter dem Horizont" - so lautet der Titel eines Albums von 2004. Das geplante Hauptprogramm der insgesamt sechs Mitglieder für dieses Jahr: "Wir haben uns sieben Konzerte im Umkreis von etwa 300 Kilometern herausgepickt", erzählt der Club-Chef. "Alles, was weiter weg ist, wäre wegen der Sprit- und Übernachtungskosten zu teuer." Doch auch so gibt er pro Jahr rund 2000 Euro für seine Schürzenjäger-Leidenschaft aus - weit mehr als ein Monatsgehalt. Im Laufe der Jahre lernte er die Mitglieder der Musikgruppe auch persönlich kennen. Am 21. Juli hat Dennis Hutter die selbst auferlegte Radius-Beschränkung aber mal vergessen und reiste nach Finkenberg, der "Geburtsstätte" seiner Lieblingsband am Eingang des Tuxertals. Der Anlass war für alle Fans ein trauriger: Mit einem "Finalkonzert" beendeten die Österreicher ihre Karriere. Inmitten der atemberaubenden Bergkulisse der Zillertaler Alpen und an jener Stelle, wo 1996 das bislang wohl größte Konzert in der österreichischen Musikgeschichte stattfand, endete so ein Stück Musikgeschichte. Ausreichend Taschentücher hatte Hutter vorsorglich mit im Gepäck.