Gefühle liegen in den Farben

In Haus Lange erklären Kinder Erwachsenen die Ausstellung von Herbert Hamak.

Krefeld. In den Bildern von Herbert Hamak feiern die Farben ein Fest. Kein Wunder, dass vor allem Kinder schnell Zugang dazu finden. Direkt und unverkrampft beschreiben sie ihre Eindrücke der Ausstellung in Haus Lange.

Dass so ein Zugang auch für Erwachsene sehr aufschlussreich sein kann, zeigte sich am Sonntag bei einer ungewöhnlichen Führung. Zehnjährige Schüler der Maria-Montessori-Grundschule erläuterten Erwachsenen die Hamak-Ausstellung. Dieses Projekt bildete den Auftakt zum Internationalen Museumstag, den die Kunstmuseen unter das Motto "Treffen der Generationen" gestellt hatten.

"So eine Führung hatten wir noch nie", sagt Museumspädagoge Thomas Janzen. Gemeinsam mit den Schülern und ihren Lehrerinnen Gerda Born und Annette König hat er die Ausstellung im Vorfeld intensiv erkundet. Aus gemeinsamen Beobachtungen haben die Kinder kurze Texte formuliert, die sie jetzt vortragen.

"Durch dieses Bild kann man hindurchgehen", sagen sie zur ultramarinblauen Winkelform, die in den Raum hineinragt. Ein See oder milchiges Glas sind die Assoziationen zu dem langgestreckten blassgrünen Bild. Ein anderes Werk ragt über die Wand hinaus bis vor ein Fenster. "Das war kein Versehen, Herbert Hamak hat das absichtlich so gemacht", weiß Nicole zu berichten.

Der unterschiedliche Hintergrund lässt den Eindruck zweier Farbtöne entstehen. Eine Ausnahme, denn die in Wachs und Kunstharz eingeschlossenen Pigmente enthalten eigentlich immer nur eine Farbe, wie Amelia am spitzwinkligen Block "Marienglas" erläutert.

Erstaunlich selbstsicher sprechen die zwölf Jungen und Mädchen abwechselnd vor ihrem Publikum. Die Erwachsenen hören aufmerksam zu, nur einmal stellt ein älterer Herr eine Zwischenfrage: "Kann man das Bild auch von hinten betrachten?" Die spontane Antwort: "Von hinten sieht es sogar noch besser aus."

In einem weiteren Schritt ordnen die Kinder den Bildern Begriffe zu. Rot ist "intensiv", die blaue Winkelform wird mal als "trennend", mal als "raumgreifend" empfunden. Zum Schluss zeigen die jungen Kunstexperten eigene Bilder und erzählen, welche Gefühle sie mit welchen Farben ausdrücken wollten. "Herbert Hamak hätte diese Führung gefallen", meint Janzen. Ein schöneres Lob hätten die Kinder nicht bekommen können.