Diese Krefelder zeigen Zivilcourage
Sie sahen nicht weg, als andere in Gefahr waren. Dafür sind am Dienstag zwölf Menschen ausgezeichnet worden.
Krefeld. Ehrung von zwölf Krefelder Bürgern für Mut und Zivilcourage bei der Bekämpfung von Unrecht im Rathaus. OB Gregor Kathstede bedauert in seiner Begrüßung, dass "mehr und mehr Menschen wegsehen, wenn Unrecht geschieht". Umso mehr sei das "großartige Handeln" der Geehrten zu schätzen.
"Das ist ein kostbares Fundament, auf das wir aufbauen können." Polizeipräsident Rainer Furth verweist darauf, dass rund ein Drittel aller Straftaten auf Straßen und Plätzen in der Öffentlichkeit geschehen. Nach dem Mord an Dominik Brunner in München sei das Handeln der Ausgezeichneten nicht mehr selbstverständlich. "Leider müssen wir wachsende Gewalt auch gegenüber Polizeibeamten registrieren." Den zwölf Krefeldern bescheinigte er "vorbildliches Handeln".
Nicole Schlimme verfolgt im Januar 2009 einen Mann, der zuvor an einer Tankstelle Spirituosen gestohlen hat, mit ihrem Fahrrad bis zu einer Haltestelle in Fischeln. Hier steigt der Dieb in die K-Bahn. Sie kann kurz danach einer Polizeistreife eine Täterbeschreibung geben. Damit ist die Polizei in der Lage, den Mann an der Siemensstraße festzunehmen. Er hatte die Bahn an der Dießemer Straße verlassen. Das Diebesgut hat er nicht mehr dabei.
Verdächtige Geräusche hört Lydia Wegefahrt im März 2009 aus dem Nachbarhaus. Die Nachbarn sind verreist. Sie verständigt Rudolf Meiners, der das Haus während der Abwesenheit der Bewohner täglich aufsucht, um nach dem Rechten zu sehen. Er rät ihr, sofort die Polizei zu verständigen. Beim Eintreffen der Streife flüchten zwei Einbrecher. Einer kann in den angrenzenden Gärten gestellt und festgenommen werden. Die Polizei wünscht sich mehr solcher aufmerksamer Nachbarn.
Eine 84 Jahre alte Krefelderin wird im März 2009 Opfer eines brutalen Straßenraubes. Während sie vor einem Friseurgeschäft auf dessen Öffnung wartet, nähert sich ihr ein Mann und entreißt ihr die Handtasche. Opfer und Täter stürzen. Der Dieb flüchtet anschließend quer über die Straße. Aus dem Auto heraus hat Mike Hecker den Überfall beobachtet. Blitzschnell ändert er seine Richtung und verfolgt den Flüchtigen. Dabei ruft er die Polizei und lotst diese zum Dieb. Nur durch das vorbildliche Verhalten Heckers konnte der Räuber festgenommen werden.
Eine Spielhalle ist im März 2009 Schauplatz eines Überfalls. Der Täter würgt eine Angestellte im Erdgeschoss, um die Herausgabe der Tageseinnahmen zu erzwingen. Das Opfer ruft laut um Hilfe und den Namen des Zeugen Ismail Kalayci, der sich im Obergeschoss der Spielhalle aufhält. Er reagiert spontan und richtig: Kalayci geht auf den Täter zu und redet auf ihn ein. Dieser lässt von seinem Opfer ab und flüchtet. Der Zeuge hat durch sein besonnenes Verhalten Schlimmeres verhindert.
Zu sieben Monaten Gefängnis ohne Bewährung wird ein 25-Jähriger im März dieses Jahres verurteilt. Gemeinsam mit einem anderen Täter hatte er im Juni 2009 einen Rentner im Rollstuhl beleidigt. Es kam zu einer lautstarken Auseinandersetzung. Einer der beiden verpasste dem Rentner eine Ohrfeige, der andere sprühte ihm Tränengas ins Gesicht. Dem Rentner wurde außerdem ein Aufkleber der rechtsextremen NPD an die Stirn geklebt. Danach flüchteten die beiden unerkannt. Der Zeuge Jens-Ole Neumann kümmerte sich um das Opfer und rief die Polizei. Außerdem prägte er sich eine Täterbeschreibung ein. Einige Stunden später trifft er die beiden Täter wieder. Er ruft die Polizei, die Personalien werden festgestellt. Die Straftat kann so verfolgt und vor Gericht gebracht werden.
Randale in einem Linienbus, der nach einem Eishockeyspiel im November 2009 vom König-Palast Richtung Hauptbahnhof unterwegs ist. Hooligans haben die Decken-Notluke des Busses herausgerissen und dabei erheblichen Sachschaden verursacht. Fast alle anderen Fahrgäste schauten dabei weg. Dr. Michael Klink rief die Leitstelle der Polizei an und schilderte die Vorgänge. Die Randalierer haben zwischenzeitlich den Bus verlassen, um an der nächsten Haltestelle wieder einzusteigen. Klink hat den Fahrer angesprochen. Einen der Tatverdächtigen kann er gut beschreiben. Aufgrund dieser Beschreibung kann die Polizei den Bus am Hauptbahnhof in Empfang und den Täter, auf den die Beschreibung passt, festnehmen.
An einem Küchenfenster im Nachbarhaus beobachtet im November 2009 Hildegard Schlicht zwei Gestalten, die sich daran zu schaffen machen. Sie informiert ihren Nachbarn Wilfried Meyer, der die beiden Personen anspricht. Als sich die Verdächtigen aus dem Staub machen, begegnet ihnen die Zeugin Lisa Krupp, die sich das Aussehen der Beiden einprägt. Kurz danach entdecken die Nachbarn, dass das Fenster aufgehebelt wurde. Wilfried Meyer nimmt mit seinem Wagen die Verfolgung auf und holt die Täter ein, als sie in einen Bus steigen. Er ruft die Polizei und folgt dem Bus. Allerdings verliert er ihn aus dem Auge. Die Polizei kann den Wagen aber über die Stadtwerke ausfindig machen und die beiden Männer festnehmen. Einer hatte noch das Tatwerkzeug im Jackenärmel stecken - einen Schraubendreher.
Zu sieben Jahren Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung wurde in diesem Jahr der Krefelder Sex-Täter vom Niederrhein verurteilt. Großen Anteil daran hatte Stella Pelteki. Vom August 2008 bis September 2009 hat die Polizei mit Hochdruck nach einem Mann gefahndet, der nachts in die Wohnungen von Frauen eingedrungen ist und sie sexuell missbraucht hat. Stella Pelteki begegnet in der Nacht zum 6. September 2009 genau diesem Mann, der sie bis zur Haustür verfolgt und ihr nachstellt. Sie ist aufmerksam und misstrauisch. Mutig spricht sie ihn an und fragt nach dem Grund seines Aufenthaltes. Anschließend informiert sie aus ihrer Wohnung die Polizei, als sie verdächtige Geräusche an ihrem Schlafzimmerfenster hört. Die Polizei überprüft den Mann und nimmt eine Speichelprobe. Wenige Tage danach steht fest, dass es sich bei dem Mann um den Serientäter handelt. Mit Hilfe der Zeugin konnten zahlreiche Straftaten aufgeklärt und weitere verhindert werden.
Eingeklemmt ruft im Januar 2010 eine hilflose Nachbarin um Hilfe. Herbert Joyeux hört die Hilferufe und verständigt die Polizei. Zusammen mit der Feuerwehr brechen die Beamten die Türe auf und befreien die Frau aus ihrer Lage.