Geschichten aus dem "Narrengarten"
Sabine Peters in der Mediothek zu Gast.
Krefeld. Vor kleinem, feinem Publikum las Sabine Peters im Clubleseraum der Mediothek und stellte als Erstes einen Bezug zur Umgebung her: Das erste Kapitel aus „Narrengarten“ erzählt von der Bibliothekarin Gerlinde.
Deren Arbeitsplatz liegt am „Hühnerposten“ — eine Hamburger Straße, die wirklich so heißt. Gerlinde macht sich so ihre Gedanken über ihre Klientel: Obdachlose, ein soignierter Herr, der Plattdeutsches sucht, anstrengende Helikoptermütter, junge Paare und eine Frau mit Kopftuch. In Gerlindes Gedanken mischen sich Überlegungen zu ihrem eigenen Leben.
Sie erinnert sich an Frau Kaiser, die in der Bücherei ihrer Kindheit arbeitete: „Früher waren Bibliothekare Drachen“, heißt es bei ihr. Was sich darin manifestierte, dass Ausleihwillige eher bei der eigenen Lektüre störten. Doch zum Trost endet die Geschichte mit dem „ius primae noctis“ — zeitgenössische Bibliothekare dürfen die Bücher immer noch als erste lesen, allerdings zu Hause.
Sabine Peters formuliert lakonisch, pointiert, knapp — es ist ein norddeutscher Duktus, den sie sich in ihren Jahren in Friesland und Hamburg angeeignet hat. Und sie liest auch mit einem „Hamburger Schleier“, was ihre Geschichten einmal mehr in der Hansestadt verankert.
Frau Kaiser kommt auch in einer weiteren Erzählung vor — der Leser kennt mehrere Figuren schon aus anderen Schriften Peters’. Das wiederkehrende Personal stellt einen inneren Zusammenhang zwischen den Texten her, die Sabine Peters ursprünglich als Erzählungen konzipiert hatte. So hat der Wallstein-Verlag sie zu dem Roman „Narrengarten“ zusammengefasst. „Ein Text hat nach dem anderen gerufen“, erklärt die Schriftstellerin.
In ihren einführenden Sätzen bedankte Mediothek-Mitarbeiterin Helga Krall sich besonders bei dem Kooperationspartner „Der andere Buchladen“. Dieser hatte das Honorar für die Lesung übernommen, denn die Mediothek kann aufgrund des Nothaushaltes der Stadt nur noch wenige solcher Abende anbieten. „Das war ein besonderes Geburtstagsgeschenk für uns“, sagte Helga Krall, „denn die Mediothek wurde genau vor sechs Jahren eröffnet.“