Hebamme Irmgard Stracke hat die eigenen Enkel ins Leben geholt

Hebamme Irmgard Stracke hat Tausende von Kindern entbunden. Dennoch gibt es für sie eine sehr bewegende Geburt.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Ein Engel ist es, der den jüdischen Hirten die frohe Botschaft von Jesus Geburt verkündet: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude . . . ..“ Irmgard Stracke wählt einfachere Worte, aber nicht minder beglückt, wenn sie einer Patientin direkt nach der Geburt den noch nicht abgenabelten Säugling auf den Bauch legt. „Die erste Stunde gehört nur Mutter und Kind, ansonsten geht soviel verloren an Innigkeit“, sagt die erfahrene Hebamme. Nach getaner Arbeit, Stunden vor Heiligabend, erzählt sie der WZ in der neuen Geburtsklinik des Helios-Klinikum von der für sie bewegendsten Geburt.

Die 61-Jährige arbeitet mit Unterbrechungen seit bald 35 Jahren als Hebamme im Klinikum Krefeld. 1973 unter Prof. Hans Joachim Schmermund hat sie als Beleghebamme begonnen und später als festangestellte Hebamme unter Prof. Paul Georg Knappstein und Prof. Jörg Baltzer weiter gemacht. Ihr heutiger Chef ist Prof. Michael Friedrich. „Ich bin inzwischen hier die Kreißsaal-Oma“, sagt sie schmunzelnd. „Ich brauche bei meiner Arbeit Spannung, Action und Verantwortung.“ Deshalb habe es für sie nie einen anderen Arbeitsort gegeben als den Kreißsaal.

Mehr als 8000 Kindern hat sie im Laufe ihres Berufsleben auf die Welt geholfen. Die genaue Zahl hat sie nicht gezählt. Und dennoch gibt es trotz dieser Anzahl ein ganz besonderes Kind, an das sie bei der Frage danach sofort denkt. Genauer gesagt: zwei. Es sind Zwillinge und deren Mutter ihre eigene Schwiegertochter.

Für Abergläubische ist Freitag, der 13. ein schlechter Termin. Nicht so für Irmgard Stracke. Schon lange hatten sich ihr Sohn und seine Frau Kinder gewünscht — viele Jahre lang vergeblich. Bis sie mit medizinischer Unterstützung nachgeholfen haben. Das klappte. Ihre Schwiegertochter wurde schwanger und erwartete Zwillinge.

„Solche Geburten sind nicht unproblematisch, und ich habe sie mit meinen Erzählungen über das Klinikum und meine Arbeit hier auf den Geschmack gebracht“, sagt sie frei heraus. Als drei Wochen vor dem ausgezählten Geburtstermin in der Nacht die Fruchtblase platzt, fährt ihr Sohn seine Frau ohne Umschweife von ihrem Wohnort in Kerken sofort ins Helios-Klinikum. Das ist auf Risiko-Geburten spezialisiert. „Und ich hatte auch noch Dienst“, erinnert sich Irmgard Stracke.

„Es ist jedoch ein Unterschied, ob ich ein fremdes Kind auf die Welt hole oder eigene Enkelkinder“, gibt sie unumwunden zu. In solchen Situationen sei sie viel zu emotional. Bei ihren ersten beiden Enkeln vor einigen Jahren sind deshalb die Kolleginnen eingesprungen. Doch am 13. Juni dieses Jahres ist sie dran. „Weil die beiden Mädchen per Kaiserschnitt zur Welt gekommen sind, konnte ich assistieren. Das war der absolute Glücktag.“

Heiligabend und am 1. Weihnachtsfeiertag hat Irmgard Stracke frei. Sie feiert mit ihrer großen Familie und zum ersten Mal mit den Zwillingen Alwine und Emilie — auch wenn die den besonderen Tag vermutlich verschlafen.