Interview mit Marc Blondin (CDU): „Wir wollen die klare Mehrheit“

CDU-Chef Marc Blondin sagt, wie viel Prozent er seiner Partei zutraut und warum er Vermögen der Stadt nicht verkaufen will.

CDU-Chef Marc Blondin.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Der 42-jährige Marc Blondin steht als Parteichef für die Verjüngung der Krefelder CDU. Wir sprachen mit ihm über sein Verhältnis zum Oberbürgermeister, mögliche Steuererhöhungen und warum die Stadt bei Umfragen nicht als familienfreundlich wahrgenommen wird.

Die FDP in Krefeld beklagt, dass die CDU von der Verwaltung bevorzugt informiert wird. Trifft das zu?

Marc Blondin: Die Fraktionen erhalten die schriftlichen Vorlagen der Verwaltung alle zeitgleich. Insofern gibt es keine Bevorzugung der CDU.

Wie würden Sie Ihren Draht zum Oberbürgermeister beschreiben?

Blondin: Zu Gregor Kathstede, den ich schon aus unserer gemeinsamen Zeit in der Jungen Union kenne, habe ich ein hervorragendes Verhältnis.

Bei den Etatberatungen drängt sich allerdings ein anderer Eindruck auf: Die Verwaltung will Steuererhöhungen, die CDU-Fraktion lehnt das ab.

Blondin: Das ist in der Tat ein Knackpunkt. An dieser Stelle gab es ein Kommunikationsproblem. Die CDU will den Haushalt ohne höhere Steuern hinbekommen. Das gilt trotz der sehr schwierigen Lage auch für 2015 und die folgenden Jahre.

Während der Verwaltungsvorstand also Gewerbesteuer und Grundsteuer B anheben will, schließen Sie diesen Weg aus?

Blondin: Das habe ich nicht gesagt. Höhere Steuern sind für uns die Ultima Ratio, der letzte Ausweg, wenn es keine andere Lösung gibt.

Wo wollen Sie den sparen?

Blondin: Die Verwaltung muss noch effizienter werden, zum Beispiel durch das Zusammenlegen von Fachbereichen. Bei künftigen Investitionen werden wir uns vieles, was wünschenswert wäre, nicht leisten können.

Blondin: Ich halte nichts davon, Teile der Stadtwerke abzugeben. Als hundertprozentige Tochter der Stadt leistet das Unternehmen Optimales für Krefeld. Sparmöglichkeiten sehe ich in der Zusammenführung städtischer Töchter wie Seidenweberhaus und Bau GmbH sowie Wohnstätte. Dabei geht es aber nicht um einen Verkauf.

Ist der Ausgleich des Haushalts bis 2018 realistisch?

Blondin: Das ist ein hehres Ziel. Es kann durchaus sein, dass es länger dauert. Ein Etatausgleich nach 2018 ist mir jedenfalls lieber als eine Haushaltssanierung auf der Basis von Steuererhöhungen.

Welche Schulnote hat Verwaltungschef Kathstede verdient?

Blondin: Eine Zwei. Vor allem sein Einsatz für die Entwicklung der Innenstadt verdient großes Lob.

Mit welcher Partei wird die CDU im neuen Rat am besten zusammenarbeiten können?

Blondin: Es hat mit den Grünen eine intensive Kooperation gegeben. Sie sind für die CDU auch künftig ein verlässlicher Ansprechpartner. Gemeinsame Ziele gibt es auch mit FDP und SPD.

Was trauen Sie Ihrer Partei bei der Kommunalwahl denn zu? 2009 waren es 35,5 Prozent.

Blondin: Wir wollen die klare Mehrheit holen. Ich rechne mit 38 Prozent plus x.

Als der Rat den neuen Flächennutzungsplan mit großer Mehrheit verabschiedet hat, haben Sie sich enthalten. Warum?

Blondin: Ich stehe im Grundsatz hinter diesem Plan, aber mit Blick auf Traar sind die Dinge enttäuschend gelaufen. Ich bin gegen die Bebauung am Festplatz. Das wollte ich mit der Enthaltung zum Ausdruck bringen.

Warum landet Krefeld bei Umfragen nie vorne, wenn es darum geht, wie familienfreundlich eine Stadt ist?

Blondin: Krefeld will eine familienfreundliche Stadt sein und ist es auch. Bei der U3-Betreuung leisten wir trotz schwieriger Haushaltslage sehr viel. In die Schulen wird ebenfalls regelmäßig investiert. Der Naherholungswert der Stadt ist extrem hoch. Mein Eindruck ist, dass die Dinge oft schlechter geredet werden als sie sind.

Die SPD schlägt vor, vorrangig dort Bebauung zuzulassen, wo die Stadt über eigene Flächen verfügt. Warum lehnt die CDU das ab?

Blondin: Die CDU lehnt das nicht ab. Wir wollen aber verhindern, dass private Grundstücke damit ausgeschlossen werden. Es kann nicht sein, dass nur noch städtische Flächen entwickelt werden.

Die CDU will im Gegensatz zur Mehrheit im Rat eine Wohnbebauung auf dem Gelände der ehemaligen Forstwaldkaserne verhindern und fordert stattdessen eine Aufforstung. Wer soll das denn bezahlen?

Blondin: Die CDU im Westen hat sich klar für die Aufforstung ausgesprochen. Diesem Votum ist die Partei gefolgt. Für uns ist das auch eine Grundaussage für mehr Grün in dieser Stadt.

Hängt Ihr Herz am Seidenweberhaus?

Blondin: Mein Herz hängt an diesem Standort. Der Platz ist für eine Veranstaltungshalle genau der richtige. Ob die Architektur erhalten werden sollte, da kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein.