Krefeld hautnah Baustellen beschäftigen Kliedbrucher
Bürgerverein Kliedbruch engagiert sich: gegen steigendes Grundwasser, marode Denkmäler, neue Häuser auf einst grünen Flächen.
Krefeld-Kliedbruch. „Klar im Kopf, höflich im Umgang, konsequent in der Sache“, so hat ein Wegbegleiter den Vorsitzenden des Bürgervereins Kliedbruch, Peter Gerlitz, einmal beschrieben. Auch über strittige Themen spricht er ruhig mit angenehmer Stimme und lacht zwischendurch auch gerne mal. Es macht vielleicht auf den ersten Blick nicht den Eindruck, aber er und seine Vereinskollegen sind streitbare Menschen. Das war in der Vergangenheit, ist in der Gegenwart und wird wohl in der Zukunft auch im scheinbar idyllischen Kliedbruch nötig sein.
Neben dem aktuellen Dauerbrenner-Thema Marcelli-Kreuzung gibt es vor allem eine Entwicklung, die die Kliedbrucher voraussichtlich noch viele Jahre beschäftigen wird: das Grundwasser. Es wird nach dem Abstellen der LEG-Pumpen am Rislerdyk/Bönnersdyk im benachbarten Inrath in zwei oder drei Jahren voraussichtlich so steigen, dass Häuser im Inrath und Kliedbruch ohne oder mit undichten Wannen nasse Keller haben werden. „Kliedbruch hat zu viel, die Niepkuhlen zu wenig Wasser. Die Frage ist, wie kann eine Entwässerung auf Dauer gesichert werden?“, fasst Gerlitz zusammen. Gemeinsam mit einer Anwohner-Initiative fordert der Bürgerverein Kliedbruch ein weiteres Abpumpen oder eine andere Regelung, die das Problem löst. Bei der Unterschriftenaktion machten die mittlerweile mehr als 400 Unterzeichner Eindruck auf die Politik im Nordbezirk (die WZ berichtete).
Viele Baustellen beschäftigen die Kliedbrucher nicht nur sprichwörtlich. Der Bürgerverein und sein Engagement waren — das ist noch gar nicht so lange her — beispielsweise nicht unwesentlich für die Entwicklung am Appellweg: Statt den Ascheplatz der Preussen mit Wohnhäusern zu überplanen, wie es die Verwaltung vorschlug, und nebenan eine Kindertagesstätte entstehen zu lassen, soll es dort zwar eine Kita geben. Aber nach dem Protest auch der Anwohner, die sich hilfesuchend an den Bürgerverein wandten, gab es Gespräche an einem Runden Tisch, und nun wird an der Ecke Appellweg/Dahlerdyk weiter gekickt. Nur die Kita soll auf dem Grundstück nebenan entstehen.
Gleich gegenüber liegt übrigens eine Baustelle, die den Bürgerverein seit Jahren begleitet. „Unser Wunsch wäre der Erhalt und Investitionen in die denkmalgeschützte Hubert-Houben-Kampfbahn“, berichtet Gerlitz.
Mit Argusaugen beobachten die Vereinsmitglieder und ihre Nachbarn die Veränderung des — noch — grünen Stadtteils. „Wir wollen keine weitere bauliche Verdichtung im Kliedbruch“, nennt Gerlitz eines der Dauerthemen. Zunehmend werden Grundstücke, auf denen einst nur ein Wohnhaus mit riesigem Garten stand, unterteilt und mit zwei oder drei Gebäuden bebaut. Auch das Entstehen von Mehrfamilienhäusern, deren Zahl von Wohneinheiten und Geschossen nach Ansicht der Kliedbrucher nicht ins Umfeld passen, sind nach Ansicht von Gerlitz und seinen Mitstreitern ein zunehmendes Problem. Eines der jüngeren Beispiele: der Neubau einer Immobilie mit 16 Eigentumswohnungen an der Husarenallee/Deußstraße.
Für den Bürgerverein Kliedbruch ist eines der wichtigen identitätsstiftenden Merkmale das Leben im Grünen. Deshalb ist das Ziel des Vereins „der Erhalt, die Pflege und der Ausbau der privaten und öffentlichen Grünflächen, die den Charakter des Stadtteils prägen“, zählt Gerlitz auf, „wir setzen uns aktiv für die Lebensqualität im Kliedbruch ein.“ Ein Projekt, das in Vorbereitung ist, ist dabei der „Essbare Wald“, den man am Appellweg gerne anlegen würde.
Schon gelungen und abgeschlossen sind „grüne“ Projekte wie das Pflanzen von Bäumen an der Moerser Straße — mit finanzieller Hilfe von Baumpaten. Auch für das Nachpflanzen von Bäumen am Hökendyk setzte sich der Verein ein. 70 Rotbuchen ersetzten vor zwei Jahren erkrankte Kastanien. Für drei Narzissenbeete — zwei am Grafschaftsplatz, eines an der Ecke Kliedbruchstraße/Nassauer Ring — stiftete der Verein mehr als tausend Blumenzwiebeln.