Krefelder Salatsauce soll Regale erobern
2012 belegte die Firma der Familie Agopyan Platz zwei beim Gründerpreis. Danach gab’s Erfolge bei Edeka und Ärger mit Kaiser’s.
Krefeld. Angefangen hat alles Mitte der 90er Jahre in der Küche von Sezarin Agopyan. Dort versuchte die Hobbyköchin, eine perfekte Sauce zu kreieren. Bestärkt durch viel Lob von Freunden und Bekannten hielt sie an ihrem Plan fest. Und nach langem Tüfteln war die Mischung 2011 perfekt. „Wir waren so begeistert, dass uns die Idee kam, eine Firma zu gründen“, erzählt Agopyan.
Tatkräftige Unterstützung erfährt die 61-Jährige von Nisan, ihrem Mann. Der 62-Jährige arbeitet bei der Metro in Neuss in der Fischabteilung. Früher war er selbständig, hat in Singen und Konstanz am Bodensee Fischfachgeschäfte betrieben. Seine Freunde nennen ihn Nick. „Das gefällt uns so gut, dass wir die Sauce so genannt haben“, erzählt seine Frau.
Damit es mit der neuen Firma klappt, wandte sich das Ehepaar an die Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Die vermittelte im Rahmen ihrer Initiative „Senioren beraten“ den Experten Rolf Mast. Mit seiner Hilfe wurde ein Geschäftsplan entwickelt, der die Banken überzeugte.
Und nicht nur die. Nick’s Salatsauce schmeckte auch der Jury des Gründerpreises 2012 so gut, dass die Firma von Sezarin Agopyan den zweiten Platz belegen konnte.
„Inzwischen ist viel passiert“, erzählt Nisan Agopyan. „Wir sind mit der Entwicklung unserer Firma ganz zufrieden, aber es gab auch eine herbe Enttäuschung“, sagt der Armenier, der wie seine Frau aus Istanbul stammt, einen österreichischen Pass hat und seit 1984 in Deutschland lebt.
Der Krefelder meint die Erfahrungen mit Kaiser’s (Tengelmann-Gruppe). „Wir haben im Frühjahr 2012 in den Filialen Essen, Viersen und in Krefeld an der Glockenspitz auf eigene Kosten Testverkäufe gemacht“, berichtet Nisan Agopyan. „Alles war bestens, die Filialleiter haben gegen Rechnung Flaschen nachbestellt.“ Dann das überraschende Ende. Nick’s Salatsauce war bei Kaiser’s plötzlich nicht mehr erwünscht. Seit fast zwei Jahren sitzt die kleine Firma nun auf unbezahlten Rechnungen in Höhe von etwa 800 Euro. Unzählige Anrufe und Mails liefen ins Leere.
„Wir bedauern die Verzögerung“, sagt eine Tengelmann-Sprecherin. Personalwechsel und eine Umstellung des Warenwirtschaftssystems hätten dazu geführt. „Nachlieferungen wurden allerdings nie bestellt, denn der Verkauf der Salatsauce war nicht zufriedenstellend“, so die Sprecherin. Trotzdem sei Tengelmann bereit, 340 Flaschen zum Einkaufspreis von 1,60 Euro zu bezahlen.
Die Agopyans können diese Darstellung nicht nachvollziehen. Weiter mit Tengelmann streiten wollen sie aber nicht. „Wir investieren unsere Kraft lieber in Projekte, die Erfolg versprechen“, sagt die Firmenchefin.
Zum Beispiel mit Heiner Kempken, dem Inhaber von vier Edeka-Geschäften in Krefeld. In dessen Regalen steht Nick’s Salatsauce. Zu den festen Kunden gehört auch Edeka Czaikowski mit jeweils zwei Filialen in Krefeld und Rheinhausen sowie einer in Mülheim. Gut im Geschäft ist die kleine Firma auch mit der Stadtsparkasse Düsseldorf, die für ihre Kantine jeden Monat 100 Liter Salatsauce aus Krefeld bezieht. Neuerdings gibt es das regionale Produkt auch bei Rewe an der Kölner Straße in Fischeln.
Hergestellt wird das Dressing in einer ehemaligen Bäckerei am Westwall. Etwa 1300 Liter monatlich gehen in den Verkauf, meist in 0,5-Liter-Flaschen zum Ladenpreis von 2,49 Euro. „Bei Bedarf könnten wir die Menge deutlich erhöhen“, sagt Nisan Agopyan. Sein Ziel ist es, in die Vertriebsnetze von Edeka und Rewe aufgenommen zu werden. Noch transportiert er die Sauce neben seiner Arbeit bei der Metro selbst zu den Händlern.
Er und seine Frau glauben fest daran, noch mehr Kunden gewinnen zu können. Von der Qualität ihres Produktes, das ohne Farb- und Konservierungsstoffe auskommt, sind beide ebenso überzeugt wie die 32-jährige Tochter Wilma, die gelegentlich im Betrieb hilft. „Es sind die Gewürze, die meine Sauce so einzigartig machen“, schwärmt die Erfinderin.