Kriegsgefangene im Restaurant
Der Niederrheinische Hof hat eine bewegte Geschichte.
Krefeld. Vor einigen Tagen feierte der Niederrheinische Hof an der Hülser Straße sein Hundertjähriges, 1911 hat Witwe Tenhagen die Gaststätte eröffnet. Georg Rixen, ein Kenner der Inrather Verhältnisse, konnte jedoch die Geschichte des Anwesens viel weiter zurückverfolgen.
Danach hat es schon um 1850 an der Stelle des heutigen Hauses eine Gaststätte gegeben. Sie firmierte, da man seinerzeit noch alle Häuser ohne Rücksicht auf ihre Straßenlage hintereinander nummerierte, unter der Bezeichnung Inrath 899/2.
Den Bauherrn hat Rixen nicht herausgefunden. Allerdings ermittelte er, dass im Jahr 1853 eine Frau Adolf Neu, geborene Rickert, das Haus für ihren Sohn Theodor kaufte. Dieser war der sogenannte Barriere-Empfänger, der an dieser Stelle den Wegezoll kassierte.
Durch die Einrichtung einer Gaststätte verdiente er sich ein Zubrot. Später braute er sogar das Bier selbst. Die Familie Neu hat dann gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Liegenschaft verkauft und gilt als Gründerin der Brauerei Tivoli.
Durch Einsichtnahme in die Krefelder Adressbücher konnte Rixen eine Vielzahl von Eigentümern feststellen. Ab dem Jahre 1901 zum Beispiel war die Tivoli-Brauerei im Besitz des Anwesens bis zum Jahre 1922. Mehrere Pächter, so auch die Familie Tenhagen, sind verzeichnet.
1943 wurde das Gebäude zerstört und der Gaststättenbetrieb ruhte. In dem erhalten gebliebenen Saal brachte man die in den benachbarten Industriebetrieben beschäftigten Kriegsgefangenen unter. Sofort nach Kriegsende wurde von Familie Müller eine Gaststätte behelfsmäßig wieder aufgebaut. In den Nebengebäuden existierte einige Jahre eine Schreinerei, später nutzte die Flugzeugbaufirma Ahrens die Gebäude. Alte Inrather erinnern sich noch lebhaft, dass die Segel- und Motorflugzeuge oft vor dem Haus „geparkt“ wurden. Als Müller 1980 das gesamte Anwesen verkaufte, gab es noch einmal rege Besitzerwechsel, bis der heutige Komplex erstand.