Lieblingsstücke: Hauser wählt Maler Campendonk
Museums-Reihe: Den ehemaligen Oberbürgermeister fasziniert das Geschick des Expressionisten.
Krefeld. Die Rolle des Handwerks in der Kunst ist Hansheinz Hauser (85), dem früheren Oberbürgermeister und langjährigen Präsidenten der Handwerkskammer Düsseldorf, besonders wichtig, nicht als Motiv, sondern als Fertigkeit. Deshalb wählte er für seine Führung in der Reihe "Prominente stellen ihr Lieblingsbild vor" im Kaiser-Wilhelm-Museum den "Pierrot mit Schlange" von Heinrich Campendonk. Das Hinterglasbild aus dem Jahr 1923 ringt dem gelernten Bäckermeister nicht zuletzt wegen seiner seitenverkehrten Herstellungsweise Anerkennung ab.
Im Bild des von den Nazis verfemten Krefelder Künstlers sah Hauser den Menschen und seine Begrenztheit inmitten der Bedrängnis der Welt unter den Gestirnen und mit ihren Tieren, Pflanzen, Versuchungen. Das Bild fasse für ihn die Tragik menschlichen Lebens zusammen. Er stellte Campendonk in die Reihe der 1913 in Bonn zusammengefundenen Rheinischen Expressionisten mit den beiden anderen Krefeldern Helmut Macke und Heinrich Nauen vor. Zudem sei er Schüler und späterer Nachfolger von Johan Thorn Prikker gewesen, der vor allem auch handwerkliche Genauigkeit vermittelt habe.
Auch das Ölbild "Die Armen" und einen "Harlekin"-Holzschnitt hatte Hansheinz Hauser in der derzeitigen Campendonk-Ausstellung ins Auge gefasst, aber das Hinterglas-Handwerk hatte es ihm besonders angetan.
Für seine These, dass handwerkliche Fertigkeiten nötig sind, um das künstlerische Wollen zum Ausdruck zu bringen, benannte Hauser den Konzeptkünstler Klaus Rinke (68) als Zeugen. Museumspädagoge Thomas Janzen hielt dagegen, dass sich gerade in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Kunst von der Fertigung gelöst habe.
Für die Museumsfreunde kündigte Henny Freis die Fortsetzung der vom Verein getragenen "Prominenten"-Reihe an.