Open-Air-Kino: Filmgenuss auf dem Luftkissen
Auf der Rennbahn ist die überdimensionale Leinwand aufgebaut worden. Der erste Film läuft Sonntagabend.
Krefeld. Sie ist riesengroß und schwankt noch leicht im Wind: Vor der Tribüne der Rennbahn wird die Leinwand für das Open-Air-Kino installiert. Sie hat eine Fläche von 11 mal 18 Metern. Das Besondere an ihr: Sie wird einfach aufgeblasen. „Ich vergleiche das immer mit einer Hüpfburg“, sagt Johannes Bernstein von der Verleihfirma Big Cinema. „Nur dass die Leinwand hochkant steht.“
Der Vergleich wird allerdings der ausgefeilten Technik nicht ganz gerecht. Die Leinwand ist nicht weich, sondern straff gespannt. Und zudem kommt hier am Samstagnachmittag sogar der Statiker, um Sicherheit und Stabilität abzunehmen. Vorher allerdings sind die Männer aus Leipzig noch damit beschäftigt, die etwa 350 Kilo schwere Kunststofffolie erst einmal im Boden zu verankern. Mit einem großen Vorschlaghammer werden an vier Stellen Pflöcke in die Erde gerammt, dann wird die Leinwand mit Spanngurten festgezurrt. „Du schiebst, ich zieh’“, sagt der eine, und in kleinen Schritten richten sie die Leinwand parallel zur Tribüne am Biebricher-Saal aus.
Tribüne ist das Stichwort: Hier können die Zuschauer auch bei Nieselwetter im Trockenen sitzen und sich in eine mitgebrachte Decke hüllen. „Diese Tribüne wurde damals vom Architekten so geplant, dass der Schlechtwetterwind von hinten kommt“, sagt Veranstalter Volko Herdick. Vor 16 Jahren hat er zuletzt zum Open-Air-Kino eingeladen. „Aber die Technik ist gar nicht mehr vergleichbar“, schwärmt er.
Ab Windstärke 6 zieht man bei dieser Leinwand den Stöpsel raus. Es dauert nur Sekunden, bis sie in sich zusammenfällt. Das sieht dann zunächst aus wie ein überdimensionales Sofa in schwarzweiß und reduziert sich dann auf zwei schwarze Wülste.
Das Aufpusten mit dem schallgeschützten Gebläse dauert etwa 20 Minuten. Und das wird jeden Abend so sein: Nach dem Film zieht einer den Stöpsel raus und die Sicht auf den Golfplatz und die Rennbahn ist am nächsten Tag wieder frei. Dann scheuen die Pferde nicht vor dem riesigen schwarzen Gebilde, und auch der Blick der Golfer und Rennbahnbesucher ist ungetrübt.
Die Idee zu der riesigen Leinwand hatte vor vielen Jahren Christian Kremer aus Münster. Als Student hat er sie entwickelt. Ein Patent gibt es nicht, Nachahmer inzwischen viele. „Ich habe aber verschiedene Detaillösungen patentieren lassen“, sagt er. Seine größte Leinwand misst 20 mal 40 Meter, sie ging in die USA.