Pinkfarbener "White Shiraz" ist Kathrin Puffs ganzer Stolz
Önologin: Verbergerin leistet im Weinkeller von Samut Sakhon in Thailand Pionierarbeit.
Krefeld. Der Weinanbau hat in Europa inzwischen eine lange Tradition. Aber Wein aus Thailand? Dabei bescheinigen Kenner dem Thai-Wein einen hohen Qualitätsstandard. Einen gewissen Anteil daran hat die Verbergerin Kathrin Puff.
Als Chefin des Weinkellers der Azienda Dievole in der Toskana hat sie sich in der Vergangenheit einen Namen gemacht. Vor über einem Jahr hat die 29-Jährige eine neue Herausforderung gesucht - und sie in Asien gefunden. Sie wendet ihre in zehn Jahren gewonnenen detaillierten Kenntnisse nun in der Siam Winery an, 1996 gegründet von Chalerm Yoovidya, dem Erfinder eines weltweit bekannten Energy-Drinks.
Kathrin Puff ist dort die Chefin im Keller von Samut Sakhon, rund 40 Kilometer von Bangkok entfernt, und verwandelt die Trauben aus den Weingütern Hua Hin in der Nähe und Khao Yai im bergigen Nationalpark in Wein. Ihr "White Shiraz", ein pinkfarbener Rosé, einer von sieben verschiedenen Sorten, hat soeben eine Goldmedaille in Wien erhalten.
Davon erzählt die ehemalige Schülerin des Ricarda-Huch-Gymnasiums im heimatlichen Wohnzimmer in Verberg. Über die Feiertage ist sie nach Krefeld gekommen - und fröstelt: "Das sind gewaltige Temperaturunterschiede". In der thailändischen Region, in der sie in Bangkok lebt, ist es bei 24 Grad schon kühl, über 30 Grad ist normal. "Die Wärme und die Sonne sind gut für den Wein."
Ihre Aufgabe in Thailand ist es, "den dortigen Wein zu pflegen, auszubauen und salonfähig zu machen". Der siamesische Wein ist zunächst für die Verbraucher in Thailand bestimmt. Frisch, fruchtig und elegant soll er schmecken und vor allem zum scharf gewürzten thailändischen Essen munden. Über den Weg der Thai-Restaurants und -Shops von Japan und Singapur hat der Wein aus dem Monsoon Valley inzwischen den Weg nach Europa gefunden - über Großbritannien, Dänemark und sogar Frankreich. Inzwischen bietet die Siam Winery auch einen schwereren Rotwein an, Grenache Noir, der in Holzfässern aus Frankreich gelagert wird.
Die Arbeit als "Winemaker" in Thailand ist ihr Traumjob. "Die Böden sind sandig und mineralisch, das sind gute Voraussetzungen", erzählt sie. Die Anbaugebiete sind teilweise von Bewässerungsgräben durchzogen, schwimmende Weinberge sozusagen. Inzwischen hat sie so viel Thai gelernt, dass sie ihr Team gut leiten kann. Und sie gibt ihr Wissen weiter.
Nach ihrer Rückkehr nach Thailand wartet dort viel Arbeit auf sie: "Wir bauen einen neuen Keller, installieren neue Tanks und eine neue Presse und sind mitten in der Abfüllung. In Thailand gibt es keine Weihnachtsferien, ich habe Nachholbedarf - an Arbeit."
Die Weinlese beginnt im Februar und dauert bis April. Bis dahin muss der neue Keller funktionieren. Acht große Weingüter gibt es inzwischen in Thailand, auch andere Deutsche sind an der Arbeit beteiligt, so Peter Hoehnen von der Mosel, der schon drei Jahre im Fernen Osten weilt und Kathrin Puff beim Wechsel dorthin unterstützt hat. "In Europa und auch anderen traditionellen Weinregionen in der Welt ist alles sehr reglementiert, in Thailand kann ich recht frei arbeiten und experimentieren. Das ist echte Pionierarbeit."