Reinhard Rankewitz erzählt in kurzen Filmen ganze Geschichten
Der Krefelder Reinhard Rankewitz bekommt eine hohe Auszeichnung des Bundesverbands deutscher Filmautoren.
Krefeld. Eigentlich wollte Reinhard Rankewitz immer nur seine Kinder im Garten filmen, die Urlaubserlebnisse der Familie oder die Geburtstagsfeiern der Verwandtschaft. Dass er für seine beeindruckenden Verdienste in diesem Jahr vom Bundesverband Deutscher Film-Autoren (BDFA) mit der Goldenen Nadel ausgezeichnet wird, hätte der heute 66-Jährige niemals für möglich gehalten. Die Goldene Nadel ist eine besondere Auszeichnung für Verdienste um den nichtkommerziellen Film.
Der Frührentner ist seit 1991 Mitglied im Foto-Film-Club Bayer Uerdingen, 16 Jahre lang war er dort als Geschäftsführer tätig. „Ich war jahrzehntelang bei Bayer im Postservice angestellt. Darüber bin ich dann irgendwann an den Werksverein gekommen.“ Anfangs kam Rankewitz nur sporadisch zu den Treffen der Foto- und Filmliebhaber.
„Ich hatte bis dato immer gedacht, dass ich ganz gute Filme mache. Das, was ich aber im Foto-Film-Club zu sehen bekam, war richtig toll“, schwärmt der Krefelder. Als das Angebot zum kommissarischen Geschäftsführer kam, sagte Rankewitz Ja. „Eigentlich wollte ich nach zwei Jahren wieder aussteigen.“ Doch dank seiner Beliebtheit unter den fast 100 Mitgliedern und seiner Leidenschaft für Film und Video blieb Rankewitz 16 Jahre im Amt.
„Ich habe einfach schnell Freude daran gefunden, aus ganz banalen Dingen eine Geschichte zu erzählen“, sagt Rankewitz. Der gebürtige Duisburger hat sein Hobby sozusagen zum Beruf gemacht. „Ich habe Sportveranstaltungen von Bayer gefilmt, Theatergruppen, den Shantychor, Schwimmvereine und Segelclubs.“ Die Zahl der gedrehten Filme beläuft sich mittlerweile auf über 100, sagt er.
Angefangen hat der Filmliebhaber noch mit einer Uhrwerk-Kamera zum Aufziehen. „Damals waren die Akkus der Kameras schneller leer, als die Kassette voll war“, sagt der 66-Jährige heute. Eine Kassette kostete damals etwa 125 Mark.
Heute noch schießen Rankewitz Tränen in die Augen, wenn er sich an seinen bewegendsten Film aus dem Jahr 1993 erinnert. Der Filmemacher hatte in einem vierminütigen Video den Brandanschlag in Solingen auf das Wohnhaus einer türkischen Familie verarbeitet. „Das werde ich nie vergessen. Wenn ich daran denke, kriege ich Gänsehaut.“
Insgesamt zwei Monate arbeitete er damals an dem Video mit dem Titel „Wer die Augen schließt“. Für das Werk wurde Rankewitz beim Bundeswettbewerb prämiert, beim deutschen Video-Clip-Wettbewerb in Berlin erzielte er den 2.Platz. Gezeigt werden darf der Film aufgrund der kommerziellen Musik nur im Rahmen der BDFA.
Mittlerweile ist es um Reinhard Rankewitz ruhiger geworden. Seinen letzten großen Einsatz hatte der 66-Jährige vergangenes Jahr im Mai bei den deutschen Filmfestspielen in Krefeld. „Ich habe an dem Trailer für die Stadt mitgearbeitet, war Saalordner und mit im Gremium.“
Dass es irgendwann aber noch einmal einen großartigen Film aus der Hand von Reinhard Rankewitz geben wird, schließt er nicht aus. „Wenn es ein Thema hergibt, werde ich noch mal einen richtig tollen Film machen“, verspricht er.