Sehr spezieller Kurs: Zeichnen im Reich der aufgespießten Käfer
Wie man Falter und Kakerlaken auf Papier bannt, lernen die Teilnehmer eines nicht alltäglichen VHS-Kurses.
Krefeld. Blau schimmern die Flügel des Morphofalters, der gerade als Vorlage für eine Aquarellmalerei dient. Daneben warten aufgespießte Hirsch, Bock- und Wasserkäfer darauf, dass auch sie Modell stehen dürfen.
Beim Kurs Insektenzeichnen der Volkshochschule Krefeld können die Teilnehmer aus einer großen Masse an Tieren auswählen. Gelehrt wird im Entomologischen Verein Krefeld, der über eine der größten Insektensammlungen in Nordrhein-Westfalen verfügt und die wirbelfreien Lebenwesen für den Kurs zur Verfügung stellt.
Die freie Künstlerin Edith Wimmer leitet den Lehrgang bereits zum zweiten Mal. „Mein Vater war sein Leben lang Mitglied des Vereins. Seine Sammlung haben wir an die Krefelder Entomologen übertragen. Ich bin froh, mit dem Kurs diese Erfahrungen mit meinem künstlerischen Interesse verbinden und den Teilnehmern die Natur näherbringen zu können“, erklärt Wimmer.
Der Kurs ist gut besucht. Trotz des leicht verwunderlichen Titels kommen neun zeichenwillige Menschen aller Altersgruppen regelmäßig zu den insgesamt fünf Veranstaltungen. „Unsere Freunde haben uns natürlich gefragt, was wir da wieder Komisches machen“, sagt Petra Harbecke, die mit ihrem Freund Markus Mangelsdorf an dem Kurs teilnimmt. „Ich habe aber immer schon gerne gemalt und meine Lieblingstiere sind Insekten — da hat der Kurs perfekt gepasst.“
Barbara Kostyrok wollte mal etwas anderes malen als Landschaften : „Es ist faszinierend, ins Kleine zu gehen und auf jedes Detail zu achten.“
Auch für Anfänger ist der Kurs geeignet. „Selbst wenn jemand gar nicht zeichnen kann, bringe ich ihm das bei, zum Beispiel, wie man den Stift richtig halten muss. Etwas Talent gehört zwar auch dazu, wichtig ist aber vor allem die Lust am Zeichnen, denn es soll ja in erster Linie Spaß machen“, meint Wimmer. Ein solcher Kurs sei für Naturliebhaber ideal. „Schließlich kann man sich nicht unter einen Baum setzen und auf einen Schmetterling warten, um ihn zu zeichnen.“
Die Tierzeichnerin zeigt ihren Schülern selbst gemalte Käfer, die sie mit Hilfe der so genannten Abklatschtechnik erstellt hat. Den Teilnehmern ist die Wahl der Materialien zum detailreichen Zeichnen selbst überlassen.
Einige der Insektenzeichner haben durch den Kurs zum ersten Mal vom Entomologischen Verein Krefeld gehört. Werner Stenmanns beschäftigt sich seit 25 Jahren mit Insekten und ist Vorstandsmitglied des 106 Jahre alten Vereins. „Wir beschäftigen uns vor allem mit Naturschutz. Die Lebensräume und gegenseitigen Abhängigkeiten der Insekten sind komplex. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, Tiere zu bestimmen und zu lokalisieren.“
Von den bis zu 150 Jahre alten Insekten profitieren die Zeichner. Der sehr spezielle Geruch, der in der Luft liegt, scheint niemanden zu irritieren. „Das ist Naphtalin“, sagt Stenmanns. „Damit werden die Insektenkästen desinfiziert, damit sich der Museumskäfer nicht einschleicht.“ Den kann also niemand zeichnen.