Skateboard-Star Patrick Zentgraf: Fliegen auf einem schmalen Brett
Patrick Zentgraf ist nicht irgendein Skater aus Krefeld. Der 22-Jährige ist in der Welt bekannt und viel rumgekommen.
Krefeld. Patrick Zentgraf reibt sich die Hände. Es ist kalt. Er steht mit seinem Skateboard in einer Gasse in Krefelds Innenstadt. Noch einmal die Beine dehnen, bevor es los geht. Dann wirft er sein Rollbrett zu Boden, steigt drauf und nimmt Fahrt auf. Etwa zehn Meter Anlauf nimmt der junge Mann, dann springt er mit dem Board ab und rutscht mit der Unterkante des Bretts auf einer eisernen Absperrung.
Es quietscht, wenn sich Metall auf Metall reibt. „50-50“ nennen die Skater diesen Trick, wo man „grindet“, also mit Metall auf einem Gegenstand rutscht. Die englische Aussprache ist wichtig in der Szene. Wenn Patrick Zentgraf erzählt, gleitet auch er mal gerne ins Denglische ab. Kein Wunder. Die Verkehrssprache der Welt ist Englisch. Und Patrick Zentgraf ist nicht irgendein Skater aus Krefeld. Patrick Zentgraf ist in der Szene weltbekannt.
Der im thüringischen Arnstadt geborene 22-Jährige mit angolanischen Wurzeln ist ein Profi. Für seine Sponsoren, u. a. Deutschlands größter Sportartikelhersteller, und ein sehr bekannter Brause-Hersteller aus Österreich, tourt Zentgraf über den Globus und dreht kleine Filmchen, in denen er waghalsige Sprünge mit seinem Board vollzieht. Kürzlich war er sogar in Amerika.
Damit verdient er sein Geld, die Reisekosten werden ihm erstattet. Derzeit hat er sieben Geldgeber. „In Amerika fährt man vier bis fünf Stunden bis zu einem Spot. Doch dann kickt die Polizei einen direkt weg. Das ist nicht so gut“, sagt Zentgraf. „Spots“, wieder so ein Wort. Es steht für die Orte, an denen sich gut Tricks vorführen lassen.
Skater haben es auch in Deutschland nicht leicht. „Wir sind keine Rowdys, werden aber dafür gehalten“, sagt Zentgraf. Bewohner beschwerten sich oder wollten ihn und seine Freunde verscheuchen. „Wir versuchen dann zu schlichten. Wir handeln einen Deal aus. Mit uns kann man reden. Besser skaten als rumlungern“, sagt er. Ab und zu gehe halt aber auch mal was kaputt. Holz splittert von Bänken ab oder so.
Der Fotograf ist in Position gegangen. Patrick ist nun auf Betriebstemperatur und absolviert 20 Sprünge in Serie. Reine Routine für ihn, was man seiner lässigen Haltung ansieht. Passanten kommen vorbei, einige kennen ihn. Zentgraf schüttelt jedem die Hand. „Der macht das schon ein paar Jahre“, sagt ein alter Weggefährte. Drei Kinder rufen: „Boah, ist das cool“, als der Krefelder nach seinem „Nose slide to fakie“ wieder landet. Dabei glitt Zentgraf mit der Nase des Boards auf dem Eisen, er „slidet“.
Wie viele Tricks es insgesamt gibt, lässt sich nicht sagen. „Die Tricks können miteinander kombiniert werden. So gibt es unzählbar viele Sprünge“, sagt der 22-Jährige. Die ehemalige Unterführung Ostwall/Rheinstraße ist ein schöner Spot für ihn als Streetskater gewesen, „doch in Krefeld ist es mager geworden.“ Und wo zieht es Leute wie ihn hin?
Das Mekka der Skater sei nicht etwa New York oder Los Angeles, wie man leicht annehmen würde, sondern Barcelona. „Fast überall kann man dort skaten“, schwärmt Zentgraf. Das Jahr 2015 hält für ihn wieder einige Reisen bereit. Gerade ist er in Barcelona, später für gut einen Monat geht es nach Thailand, dann in den Westen der USA, aber auch in die Benelux-Staaten oder Frankreich.
Zentgraf ist ein gefragter Springer. Doch wie lange er noch so weitermachen möchte, weiß er nicht. Der junge Mann denkt auch schon an morgen. „Ich will eine Ausbildung machen. Irgendwas Kaufmännisches in einer guten Firma. Vielleicht ja auch in der Skater-Industrie.“ Vom Skaten wolle er aber noch ein paar Jahre leben. Die nächsten Flugtickets sind schon gebucht.